Bildungskooperation unterstützt Migrant/innen bei der Qualifizierung zu Lokführer/innen

Ein Mann sitzt vor einem Laptop in einen Video-Chat mit 4 anderen Personen.

Arbeitgeber

17. Februar 2023

Die SBH West und Fokus Bahn NRW bauen ihre Ausbildungskooperation für Migrant/innen im Jahr 2023 weiter aus.


Peter Bosse, Geschäftsleiter Personal SPNV bei Vias Rail sowie Co-Leiter des Fokus-Bahn-Projekts „Attraktive Arbeitgeber“, und Katrin Braun, Produktverantwortliche Fachsprache Bahn der SBH West, stellen das Integrationsprogramm der Bahnbranche vor.


Rund 400 Triebfahrzeugführer/innen jährlich will die Bahnbranche in NRW bis 2030 durch gezielte Weiterbildungen gewinnen. Der Bedarf an Fachkräften im SPNV ist groß, zugleich stellt ein Quereinstieg für viele Migrant/innen eine gern genutzte Chance zum Aufbau einer beruflichen Zukunft in Deutschland dar. Allerdings ist der fachliche Unterricht selbst mit guten Deutschkenntnissen eine Herausforderung. Deshalb haben Fokus Bahn NRW und die SBH West (Stiftung Bildung & Handwerk) erstmals im Jahr 2020 sprachspezifische Pilotkurse initiiert. Drei Jahre später soll das Angebot von fünf auf elf Kurse jährlich ausgebaut werden und flexiblere Einstiegsmöglichkeiten bieten. Peter Bosse, Co-Leiter des Fokus-Bahn-Projekts „Attraktive Arbeitgeber“ und Katrin Braun, Produktverantwortliche Fachsprache Bahn der SBH West, beschreiben das erweiterte Integrationsprogramm der Bahnbranche in NRW und die Chancen, Migrant/innen als neue Fachkräfte auch langfristig zu binden.


Wie ist das Integrationsprogramm der Bahnbranche in NRW aufgebaut?


Peter Bosse: Das Integrationsprogramm der Bahnbranche in NRW beinhaltet bahnspezifische Sprachkurse über drei Monate, organisiert von der SBH West. Diese bereiten auf die anschließende Qualifizierung als Triebfahrzeugführer/in vor. Dabei werden die Teilnehmer/innen über rund zwölf Monate durch erfahrene Lokführer/innen als Mentor/innen betreut.


Wie viele Fachkräfte wurden im Integrationsprogramm bereits qualifiziert?


Peter Bosse: Im Sommer 2020 ging der Pilotkurs mit 13 Kandidat/innen an den Start. Inzwischen haben rund 130 Geflüchtete und neu zugewanderte Migrant/innen – viele von ihnen Akademiker/innen, Techniker/innen oder Ingenieur/innen – das Integrationsprogramm erfolgreich durchlaufen und sind heute als Lokführer/innen bei den Bahnen in NRW unterwegs. Die SBH West hat dafür ihr Kursangebot im vergangenen Jahr von fünf auf acht ausgebaut und bis heute insgesamt 18 Kurse durchgeführt. Die Nachfrage steigt kontinuierlich, so dass in diesem Jahr elf Sprachkurse zur Vorbereitung auf die Qualifizierung als Lokführer/in angeboten werden.


Portrait von Peter Bosse, Geschäftsleiter Personal SPNV bei VIAS Rail Quote

Wir gewinnen engagierte und gut qualifizierte Fachkräfte, die wir durch vielfältige Weiterbildungsangebote und Karrierechancen auch langfristig an die Bahnbranche binden werden.

Peter Bosse

Geschäftsleiter Personal SPNV bei Vias Rail

Wie nachhaltig wirkt die fachsprachliche Vorbereitung in der anschließenden Weiterbildung für Lokführer/innen?


Peter Bosse: Bei Teilnehmenden, die aus vorbereitenden Sprachkursen kommen, verzeichnen wir in den Qualifizierungen eine unterdurchschnittliche Durchfall- und Abbruchquote. Das beweist die hohe Motivation und das Engagement dieser Zielgruppe. Für die erfolgreiche Qualifizierung von Triebfahrzeugführer/innen setzen die Bahnen in NRW aber nicht nur auf die fachsprachliche Vorbereitung. Ebenso wichtig ist für uns das persönliche Mentoring. Wir gehen gezielt auf die Menschen zu und bieten ihnen Zukunftsperspektiven in der Eisenbahnerfamilie.


Die sprachliche Vorbereitung auf die Weiterbildung ist für sehr viele Interessent/innen attraktiv. Wie genau funktioniert das?


Katrin Braun: Vor der Weiterbildung als Lokführer/in können Interessenten bei uns einen dreimonatigen Onlinekurs machen, der ganz gezielt auf die Fachsprache in der Bahnbranche vorbereitet. Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur die Zahl der Kurse erweitert, sondern auch die Kursinhalte ständig weiterentwickelt. So können wir heute Online-Formate mit vielen Vorteilen für die Interessent/innen anbieten. Dazu gehören die flexiblen Einstiegsmöglichkeiten, da die Kurse in einem rollierenden System konzipiert sind. Teilnehmende können so von jedem Wohnort und jeden Monat neu in einen Kurs einsteigen. Wir bieten diese Kurse in Kooperation mit der SBH Nordost übrigens deutschlandweit an, unabhängig von unseren festen Standorten. So können wir mehr Interessenten/innen erreichen.


Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur die Zahl der Kurse erweitert, sondern auch die Kursinhalte ständig weiterentwickelt.

Katrin Braun

Fachsprache Bahn der SBH West

Portrait von Katrin Braun, Produktverantwortliche Fachsprache der SBH West Quote

Und wie geht es nach dem Sprachkurs weiter?


Katrin Braun: Mit guten Deutschkenntnissen und den erfolgreich bestandenen medizinischen und psychologischen Eignungstests, die aufgrund der großen Verantwortung für Lokführer/innen gesetzlich vorgeschrieben sind und noch vor Beginn der Fachsprachkurse absolviert werden, können die Teilnehmenden entweder in einen zeit- und ortsnahen Präsenzkurs oder in einen Fernlehrgang wechseln und die Weiterbildung als Lokführer/in starten.


Informationen zur sprachspezifischen Vorbereitung auf die Lokführer/innen-Weiterbildung sind erhältlich unter www.bockauflok-sbh.de oder telefonisch unter 0800-5640679. Teilnahmevoraussetzungen sind ein Mindestalter von 20 Jahren, ein Hauptschulabschluss der Klasse 9, ein erfolgreich absolvierter Eignungstest, ein Sprachniveau von mindestens B1, Bahntauglichkeit und persönliche Zuverlässigkeit. Aktuelle Kurs- und Stellenangebote für Lokführer/innen bei den Bahnen in NRW finden sich dort auf der Jobkarte.