3 Fragen an Anne Mathieu, Geschäftsführerin der KEOLIS-Gruppe

Eine Lokführerin sitzt im Cockpit und kommuniziert mittels eines Telefons.

Arbeitgeber

30. Oktober 2020

Es braucht mehr Frauen im Führerstand! Und dafür müssen wir weg vom Klischee und hin zum Role Model – davon ist Anne Mathieu überzeugt. Die Geschäftsführerin der KEOLIS-Gruppe ist selbst Powerfrau in der Bahnbranche und stellt klar: Auch Frauen können auf der Schiene durchstarten. Nicht das Geschlecht, sondern Teamgeist, Engagement und der Hunger nach Weiterentwicklung bringen die Branche nach vorne.


Die Initiative setzt sich bereits intensiv dafür ein, insbesondere Frauen den Beruf der Lokführerin näher zu bringen. Warum ist es wichtig, mehr weibliche Interessentinnen für die Branche zu begeistern?


Anne Mathieu: Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen. Logischerweise ist somit auch rund die Hälfte unserer Fahrgäste weiblich. Wir können am besten unsere Endkunden verstehen und deren Wünschem entgegenkommen, wenn zudem unsere Dienstleistung auch von Frauen zur Hälfte gesteuert wird. Hier starten wir übrigens beim Thema Vielfalt und Vorteile der Diversität. Die logische Konsequenz kann nur lauten, bereits junge Mädchen zu stärken und ihnen die Botschaft zu geben „Du schaffst das und du kannst das“. Weg vom Klischee und Rollenmodell und hin zum Role Model. Wir haben bereits viele Frauen, die sich als Role Model, insbesondere auch in der ursprünglichen Männerdomäne und Branche SPNV, erfolgreich positioniert haben.


Eine Frau mit kurzen braunen Haaren lächelt in die Kamera – die Sonne scheint auf sie und den Zug, der hinter ihr zu sehen ist. Quote

Viele verschiedene Blickwinkel und Vielfalt stärken und schaffen Erfolg.

Anne Mathieu

Geschäftsführerin der KEOLIS-Gruppe

Die Frauenquote ist insbesondere für Führungspositionen ein Thema und wird heiß diskutiert – wie stehen Sie dazu?


Anne Mathieu: Das ist für mich eine schwierige Frage. Ich bin prinzipiell keine Befürworterin von Quoten, strenggenommen bräuchten wir ansonsten Quoten für viele Merkmale, wie zum Beispiel für das Alter, Herkunft, Geschlechte etc. Ich wünsche mir, es würde von allein funktionieren, weil wir clever sind und die Vorteile von Vielfalt sehen können. Es wird über „Diversity“ viel gesprochen und bisher wenig umgesetzt, deswegen erachte ich beispielsweise eine Frauenquote in den Vorstandsetagen als notwendig. Grundsätzlich müssen wir versuchen, Abstand von geschlechterspezifischen Unterteilungen zu nehmen. Ein Tagesvater oder auch Krankenpfleger sollte genauso selbstverständlich sein wie eine Ingenieurin oder Triebfahrzeugführerin. Das Rezept lautet Vielfalt, denn ein bunter Mix verschiedener Fähigkeiten und Stärken schafft Kreativität, Erfolg und Spaß an der Arbeit.


Was muss sich in der Branche noch ändern?


Anne Mathieu: Die Branche ist im stetigen Wandel und das ist positiv. Innerhalb der Keolis Gruppe sowie auch bei den Wettbewerbern gibt es inzwischen einige Frauen, die die Verantwortung des Unternehmens tragen und als Geschäftsführerinnen tätig sind. Wir sind etwa auch Mitglied des Netzwerkes „Woman in Mobility“. Das bedeutet, Schiene auch weiblich denken. Viele verschiedene Blickwinkel und Vielfalt stärken und schaffen Erfolg. Wir brauchen Frauen und wir brauchen Männer – der gesunde Mix stärkt uns alle.