Betreiberwechsel: Die Zusammenarbeit der Akteure im SPNV NRW hat sich bewährt

Mehrere würfelförmige Holzklötze liegen auf einem Tisch. Darauf sind Logos der Bahnunternehmen VIAS, DB Regio NRW und National Express, das Logo von Fokus Bahn NRW und Icons von Lokführer*innen und Zügen aufgedruckt.

Programm

01. März 2022

Der Marktaustritt von Abellio Rail NRW hat den SPNV Nordrhein-Westfalens vor große Herausforderungen gestellt. Der kurzfristig notwendige Betreiberwechsel konnte nicht zuletzt dank der gut etablierten Zusammenarbeit der Aufgabenträger und Nahverkehrsbahnen im Rahmen von Fokus Bahn NRW ohne Komplikationen umgesetzt werden. Nachdem die früheren Abellio-Linien von DB Regio NRW, National Express und VIAS Rail weitestgehend wieder im Regelbetrieb bedient werden, ziehen Stabsstelle und Programmleitung eine positive Bilanz.


„Mit 21 Millionen Zugkilometern im Jahr war Abellio Rail NRW bis zum 31. Januar 2022 der zweitgrößte Anbieter von SPNV-Leistungen in Nordrhein-Westfalen und die Betriebsübergabe musste in kürzester Zeit organisiert werden. Üblicherweise stehen für die Umsetzung einer Mobilisierung etliche Monate und für mache Sachverhalte sogar Jahre zur Verfügung,“ beschreibt Karin Paulsmeyer, Leiterin der Stabsstelle Fokus Bahn beim Verkehrsministerium NRW, die besonderen Herausforderungen des jüngsten Betreiberwechsels im Nahverkehr auf der Schiene. Mit DB Regio NRW, National Express und VIAS Rail waren schnell neue Partner gefunden, die per Notvergabe zunächst bis Dezember 2023 die Abellio-Linien übernommen haben.



Nur kurzfristige Einschränkungen für die Fahrgäste

Zur Organisation des Betreiberwechsels wurden die früheren Abellio-Linien teilweise schon seit Mitte Januar bis zum 27. Februar 2022 nach einem Übergangsfahrplan mit zum Teil reduziertem Angebot und Schienenersatzverkehren bedient. Diese Zeit wurde für Schulungen der Abellio-Mitarbeiter/innen in den Systemen ihrer neuen Arbeitgeber/innen, für betriebliche Vorbereitungen wie die Trassenumstellung oder auch zur Anpassung der eingesetzten Triebzüge an die technischen Anforderungen der neuen Betreiber genutzt, unter anderem zur Installation der Software für die Fahrgastinformation. Fokus Bahn NRW bot für den Austausch aller Betreiber und Aufgabenträger die Plattform, um die Einschränkungen für die Fahrgäste in dieser bisher nie dagewesenen Situation so gering wie möglich zu halten. „Das Ergebnis zeigt, dass wir auch außergewöhnliche Herausforderungen gemeinsam meistern können. Eine klasse Leistung, auf die alle Beteiligten stolz sein können!“, bilanziert Joachim Künzel, Geschäftsführer des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL) und Programmleiter von Fokus Bahn NRW. Künzel betont: „Die Mitarbeitenden der beteiligten Eisenbahnverkehrsunternehmen haben in kürzester Zeit Außergewöhnliches geleistet. Und auch die Fachleute bei VRR, NVR, NWL und Land haben hinter den Kulissen vollen Einsatz gezeigt.“


Weiterbeschäftigung der Mitarbeitenden im Fokus

„Wichtig für uns war aber nicht nur eine reibungslose Betriebsübergabe im Sinne der Fahrgäste, sondern auch die Weiterbeschäftigung der Bahnerinnen und Bahner. Der SPNV kann auf hochqualifiziertes Personal nicht verzichten, selbst wenn es Veränderungen im Markt gibt“, ergänzt Paulsmeyer. Über die Strukturen von Fokus Bahn NRW konnte schon im Januar eine digitale Infoveranstaltung unter Moderation der Abellio Rail GmbH gemeinsam mit den neuen Betreibern organisiert werden, sodass 97 Prozent der 1.100 Abellio-Mitarbeitenden aus allen Berufsgruppen zu den neuen Betreibern wechselten. „Unser Dank gilt dabei auch unseren Partnern und Partnerinnen von Abellio Rail NRW, die ihre Mitarbeitenden für Informationsveranstaltungen und Schulungen freigestellt haben“, so Paulsmeyer weiter.


SPNV als Rückgrat der Verkehrswende

Die Erfahrungen aus dem Betreiberwechsel zeigen einmal mehr, dass der Wettbewerbsmarkt SPNV in Nordrhein-Westfalen gut aufgestellt und den Herausforderungen der Verkehrswende gewachsen ist. Marcel Winter, Geschäftsführer von National Express und Co-Programmleiter von Fokus Bahn NRW, sagt: „Für die gesteckten Ziele der Verkehrswende brauchen wir einen leistungsstarken, verlässlichen und modernen SPNV, der die Menschen zum Mitfahren überzeugt. Die gewonnenen Erfahrungen dieser Notvergabe können in die zukünftige Gestaltung des SPNV in Nordrhein-Westfalen einfließen.“


Der Betreiberwechsel in Zahlen

Dass der nach dem Marktaustritt von Abellio Rail NRW notwendige Betreiberwechsel für die Aufgabenträger und die Nahverkehrsbahnen ein echter Kraftakt war, verdeutlichen diese Zahlen:


  • Fünf Verkehrsnetze mit einer Ausdehnung vom Rheinland bis Südwestfalen, in die Niederlande und ins benachbarte Hessen
  • 14 Linien mit Regionalbahnen, Regionalexpress- und RRX-Zügen sowie S-Bahnen
  • 550 bis 600 Zugfahrten pro Tag
  • 21 Millionen Zugkilometer im Jahr = rund 20 Prozent der SPNV-Leistungen in NRW
  • 1.100 Mitarbeitende
  • 120 Diesel- und Elektrotriebfahrzeuge
  • Zwei Bahnbetriebswerke in Duisburg und Hagen
  • Zehn Betriebsstandorte und Serviceeinrichtungen