Karriereweg Lokführer: Ehemaliger Galeria Kaufhof-Mitarbeiter startet Quereinstieg

Ein Bildcomposing: Ein Mann steht auf einem Bahnsteig. Vor ihm ist ein RRX-Fahrzeug zu sehen. Hinter ihm ist die Innenansicht eines Kleidungsgeschäfts zu sehen.

Arbeitgeber

18. Februar 2021

Am 14. Oktober 2020 um 18 Uhr schloss die Filiale von Galeria Kaufhof am Willy-Brandt-Platz in Essen endgültig ihre Türen. Der gelernte Einzelhandelskaufmann Michael Wasna ist einer von 95 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, dessen sichere Zukunft plötzlich verschwindet. Doch er wagt einen Neuanfang und startet über die Initiative Fokus Bahn NRW seinen Quereinstieg als Lokführer.


Wie war es für Sie, als Sie von der Schließung Ihres Arbeitgebers erfahren haben?


Michael Wasna: Ehrlich gesagt bin ich immer fest davon ausgegangen, dass ich meinen Job nicht verlieren kann. Ich habe immer gedacht: Damit das passiert, müssten sie schon schließen. Nur wer hätte ahnen können, dass das wirklich eines Tages passiert? Ich war 37 Jahre in dem Unternehmen tätigt, das ist eine sehr lange Zeit. Kolleginnen und Kollegen wurden zu Freunden und ich habe meine Arbeit wirklich gern gemacht. Deswegen haben wir auch bis zum letzten Tag gehofft, dass noch ein Wunder passiert. Es war für mich nicht leicht mit anzusehen, wie alles zu Ende geht.


Warum haben Sie den Schritt in eine für Sie fremde Branche gewagt?


Michael Wasna: Zunächst bin ich so vorgegangen, wie vermutlich 90 Prozent der Arbeitssuchenden: Ich habe nach Stellenbeschreibungen geschaut, die sich mit meinem bisherigen Tätigkeitsfeld deckten und meinen Qualifizierungen entsprachen. Und warum auch nicht? Ich war sehr gut in meinem Beruf und er hat mir Spaß gemacht.


Leider habe ich am Arbeitsmarkt schnell folgende Erfahrung gemacht: Mein Alter schien für viele Arbeitnehmer – so habe ich es zumindest wahrgenommen – ein Ausschlusskriterium zu sein. Für mich nicht verständlich, denn eigentlich ist meine Berufserfahrung und die Tatsache, dass ich einem Arbeitgeber über drei Jahrzehnte loyal war und zuverlässig arbeitete doch etwas sehr Positives. Zum Zeitpunkt meiner Bewerbungen hatte ich immerhin noch 14 Jahre der Berufstätigkeit vor mir. Ein Zeitraum, indem viele andere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bis zu sechs- oder achtmal den Arbeitsplatz wechseln. Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass es derzeit noch nicht der Norm entspricht, nach so einer langen Zeit in einem Berufszweig einen Neustart zu wagen. Zum Glück weiß ich jetzt, dass es sich lohnt! Bei meinem jetzigen Arbeitgeber National Express – wie auch in der ganzen Bahnbranche – wird man auch als Person fortgeschrittenen Alters als vollwertige Arbeitskraft gesehen, in die investiert wird und die sich weiterbilden kann. Hinzu kommt natürlich ein entscheidender Punkt: Anders als in meinem letzten Arbeitsverhältnis weiß ich jetzt, wie krisensicher die Branche ist. Der Beruf ist systemrelevant und die Nachfrage nach Lokführerinnen und Lokführern ist enorm.


Portrait von Michael Wasna Quote

Mir ist aufgefallen, dass es derzeit noch nicht der Norm entspricht, nach so einer langen Zeit in einem Berufszweig einen Neustart zu wagen. Zum Glück weiß ich jetzt, dass es sich lohnt!

Michael Wasna

Quereinsteiger in den Lokführer-Beruf

Was hat Sie überzeugt, einen Quereinstieg bei den Bahnen in NRW zu starten?


Michael Wasna: Wie schon gesagt, ist mir persönlich Sicherheit sehr wichtig. Und auch wenn das nach einem Klischee klingt: Ich habe mich tatsächlich schon als Kind sehr für Eisenbahnen interessiert und sogar eine Modelleisenbahn bei mir zuhause. Dass ich einmal selbst einen Zug fahren würde, kam für mich dann aber doch überraschend. Auf einer Betriebsversammlung von Galeria Kaufhof bin ich zum ersten Mal mit der Initiative Fokus Bahn NRW in Kontakt gekommen. Ich finde es gut, dass die Initiative in aktuellen Zeiten den Dialog mit Unternehmen sucht und Alternativen aufzeigt. Als ich mich nur ein paar Tage später durch Zufall mit einem Bekannten, der Lokführer ist, unterhalten habe, ist der Funke übergesprungen. Sicher ist es daher der richtige Weg, dass Fokus Bahn NRW den gemeinsamen Austausch zwischen Lokführerinnen und Lokführern mit Interessierten schafft – denn niemand kennt den Beruf so gut und kann so authentische Einblicke geben, wie die Triebfahrzeugführinnen und -führer selbst! Jetzt bin ich darauf gespannt, was mich während der Umschulung erwarten wird.