Wie klimafreundlich ist der SPNV? NRW-Bahnbranche debattiert die Klimabilanz

Das Bild zeigt wichtige Persönlichkeiten aus der nordrhein-westfälischen ÖPNV-Branche.

Klima

15. Mai 2025

Wie groß ist die Wirkung des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in NRW auf den Klimaschutz und was ist notwendig, damit die Schiene ihre Potenziale voll ausspielen kann? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der hochrangig besetzten Diskussionsveranstaltung „Faktencheck SPNV: Ausbau stärken. Klima schützen“, bei der rund 70 Vertreter/innen aus Politik, Aufgabenträgerschaft und Verkehrsunternehmen am 13. Mai 2025 im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) in Düsseldorf zusammenkamen.


Den inhaltlichen Rahmen für das Branchenevent setzte die SPNV Klimabilanz NRW. In einer bundesweit bislang einmaligen Studie haben Forschende des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie (WI) mit Unterstützung des Kompetenzcenters Integraler Taktfahrplan NRW (KC ITF) erstmals die CO2-Emissionen des SPNV berechnet, den ökologischen Nutzen des Schienenverkehrs untersucht und aufgezeigt, welche Potenziale insbesondere in der Umsetzung der Zielnetzplanungen für NRW liegen. Diese beschreiben eine verkehrsplanerische Vision für den SPNV mit mehr Verbindungen, dichteren Takten und besserer Verzahnung mit anderen Verkehrsträgern. Die Analyse machte deutlich: Gegenüber dem motorisierten Individualverkehr werden im Nahverkehr auf der Schiene bereits heute erhebliche Mengen CO2 vermieden. Eine Ausweitung des Angebots nach den SPNV-Zielnetzplanungen könnte diesen Effekt noch deutlich verstärken. 

Wer dem Klimawandel langfristig begegnen will, muss jetzt handeln. Das gilt insbesondere für den Verkehrssektor. Die Bahnbranche in NRW übernimmt hier Verantwortung. Ziel der Klimabilanz ist es, den Beitrag und die Potenziale des SPNVs zum Klimaschutz zu ermitteln und darzustellen.

Viktor Haase

Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) NRW

Portraitbild Viktor Haase Quote
Ein Portraitfoto von Thorsten Koska, Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut. Quote

Die Klimabilanz gibt uns die Möglichkeit, die Klimawirkung der Verkehrsmittel zu vergleichen. Hier sieht man, dass der SPNV wesentlich klimaschonender ist als etwa der Pkw-Verkehr und welchen Klimavorteil elektrisch angetriebene Züge gegenüber Dieselantrieben haben.

Thorsten Koska

Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut

Das Zielnetz ist ambitioniert, aber nicht realitätsfern. Es ist so aufgebaut, dass es Zwischenschritte ermöglicht. Wir haben knapp 200 Maßnahmen für einen 10-Jahres-Zeitraum definiert. Klar ist: Für die Mobilitätswende in NRW braucht es Veränderungen, die zum Teil gravierend sind.

Kai Schulte

Leiter des Kompetenzcenters Integraler Taktfahrplan NRW

Porträt von Kai Schulte, Leiter des Kompetenzcenters Integraler Taktfahrplan NRW Quote

Von der Theorie in die Umsetzung

In der  Diskussionsrunde wurde deutlich, dass zur Realisierung der Zielnetzplanungen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein müssen, u.a. eine verlässliche Finanzierung, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, neue Vertragsmodelle und stabile Partnerschaften in der Branche. Darüber hinaus brauche es eine klare politische Priorisierung der Schiene.

Der Einfluss verbesserten SPNVs auf das Erreichen der Klimaziele ist hoch, allein jedoch nicht ausreichend. Eine ganzheitliche Betrachtung und damit eine Kombination aus Maßnahmen, die alle Verkehrsträger betreffen, sind für die Mobilitäts- und Klimawende notwendig.

Ulrike Leyn

Professorin für Schienenverkehr und Öffentliche Verkehrssysteme an der TH Köln

Prof. Dr. Ulrike Leyn ist Professorin für Schienenverkehr und Öffentliche Verkehrssysteme am Institut für Baustoffe, Geotechnik, Verkehr und Wasser der TH Köln. Quote
Das Bild zeigt Marcel Winter, Geschäftsführer von go.Rheinland Quote

Die Planung und die Umsetzung von Infrastrukturprojekten im SPNV sind äußerst komplex und ohne eine enge Abstimmung aller Beteiligten nicht möglich. Die dafür notwendige enge Zusammenarbeit ist auch heute gelebte Praxis.

Marcel Winter

Programmleiter Fokus Bahn NRW / Geschäftsführer go. Rheinland

Wenn wir den Umstieg vom Auto auf die Schiene schaffen wollen, müssen wir Planungsprozesse beschleunigen, Infrastruktur modernisieren und das Angebot attraktiver gestalten.

Matthias Goeken

Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Landtag NRW

Das Bild ist ein Porträt von Matthias Goeken (CDU), Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Landtag NRW Quote

 
Das Bild zeigt einen wartenden Menschen vor einem Zug. Das Schriftsymbol CO2 markiert den Beitrag des Schienenverkehrs zum Klimaschutz.
Zur SPNV Klimabilanz NRW

CO2-Emissionen und Klimaschutzpotenziale

 
Ein Zug fährt durch eine grüne Landschaft.
Zum SPNV Klimaboard NRW

Daten und Fakten zur Angebotsentwicklung


Zum Download:


Die SPNV Klimabilanz NRW als E-Paper (PDF 2,6 MB)


Impulsvortrag von Prof. Dr. Ulrike Leyn (PDF 180 KB)