Wie klimafreundlich ist der SPNV? NRW-Bahnbranche debattiert die Klimabilanz

Klima
15. Mai 2025
Den inhaltlichen Rahmen für das Branchenevent setzte die SPNV Klimabilanz NRW. In einer bundesweit bislang einmaligen Studie haben Forschende des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie (WI) mit Unterstützung des Kompetenzcenters Integraler Taktfahrplan NRW (KC ITF) erstmals die CO2-Emissionen des SPNV berechnet, den ökologischen Nutzen des Schienenverkehrs untersucht und aufgezeigt, welche Potenziale insbesondere in der Umsetzung der Zielnetzplanungen für NRW liegen. Diese beschreiben eine verkehrsplanerische Vision für den SPNV mit mehr Verbindungen, dichteren Takten und besserer Verzahnung mit anderen Verkehrsträgern. Die Analyse machte deutlich: Gegenüber dem motorisierten Individualverkehr werden im Nahverkehr auf der Schiene bereits heute erhebliche Mengen CO2 vermieden. Eine Ausweitung des Angebots nach den SPNV-Zielnetzplanungen könnte diesen Effekt noch deutlich verstärken.
Wer dem Klimawandel langfristig begegnen will, muss jetzt handeln. Das gilt insbesondere für den Verkehrssektor. Die Bahnbranche in NRW übernimmt hier Verantwortung. Ziel der Klimabilanz ist es, den Beitrag und die Potenziale des SPNVs zum Klimaschutz zu ermitteln und darzustellen.
Viktor Haase
Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV) NRW


Die Klimabilanz gibt uns die Möglichkeit, die Klimawirkung der Verkehrsmittel zu vergleichen. Hier sieht man, dass der SPNV wesentlich klimaschonender ist als etwa der Pkw-Verkehr und welchen Klimavorteil elektrisch angetriebene Züge gegenüber Dieselantrieben haben.
Thorsten Koska
Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut
Das Zielnetz ist ambitioniert, aber nicht realitätsfern. Es ist so aufgebaut, dass es Zwischenschritte ermöglicht. Wir haben knapp 200 Maßnahmen für einen 10-Jahres-Zeitraum definiert. Klar ist: Für die Mobilitätswende in NRW braucht es Veränderungen, die zum Teil gravierend sind.
Kai Schulte
Leiter des Kompetenzcenters Integraler Taktfahrplan NRW

Von der Theorie in die Umsetzung
In der Diskussionsrunde wurde deutlich, dass zur Realisierung der Zielnetzplanungen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein müssen, u.a. eine verlässliche Finanzierung, schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren, neue Vertragsmodelle und stabile Partnerschaften in der Branche. Darüber hinaus brauche es eine klare politische Priorisierung der Schiene.
Der Einfluss verbesserten SPNVs auf das Erreichen der Klimaziele ist hoch, allein jedoch nicht ausreichend. Eine ganzheitliche Betrachtung und damit eine Kombination aus Maßnahmen, die alle Verkehrsträger betreffen, sind für die Mobilitäts- und Klimawende notwendig.
Ulrike Leyn
Professorin für Schienenverkehr und Öffentliche Verkehrssysteme an der TH Köln


Die Planung und die Umsetzung von Infrastrukturprojekten im SPNV sind äußerst komplex und ohne eine enge Abstimmung aller Beteiligten nicht möglich. Die dafür notwendige enge Zusammenarbeit ist auch heute gelebte Praxis.
Marcel Winter
Programmleiter Fokus Bahn NRW / Geschäftsführer go. Rheinland
Wenn wir den Umstieg vom Auto auf die Schiene schaffen wollen, müssen wir Planungsprozesse beschleunigen, Infrastruktur modernisieren und das Angebot attraktiver gestalten.
Matthias Goeken
Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Landtag NRW

Zum Download:
Die SPNV Klimabilanz NRW als E-Paper (PDF 2,6 MB)
Impulsvortrag von Prof. Dr. Ulrike Leyn (PDF 180 KB)