Fernlehrgang für Lokführer: Berufsbegleitende Umschulung durch E-Learning

Ein Mann Tippt auf einem Laptop, die Online-Seite von Lokspace ist auf dem Bildschirm zu sehen.

Arbeitgeber

31. März 2020

Innovation hat in der Krise Konjunktur, denn angesichts eines Bedarfs von 1700 Lokführern können sich die Bahnen keinen dauerhaften Stillstand in der Ausbildung leisten.


Dazu passt, dass nun der deutschlandweit erste Fernlehrgang für Lokführer und Lokführerinnen im Schienenpersonennahverkehr am Start ist. M.O.Z.A.R.T. heißt das E-Learning-Konzept, das von der LokSpace GmbH in Lohmar entwickelt wurde. Für Quereinsteiger und all jene, die nun nach beruflicher Neuorientierung suchen, können so auch berufsbegleitende Umschulungen realisiert werden.


Bei der Qualifizierung interessierter Umschüler und Quereinsteiger geht die Mittelrheinbahn in NRW neue Wege und bietet als erstes Unternehmen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) einen Fernlehrgang für Lokführer an. Seit Anfang März nutzen hier vier Teilnehmende das neue E-Learning-Angebot mit dem klangvollen Namen M.O.Z.A.R.T. Die Abkürzung steht für mobil und unabhängig von Ort, Zeit, Aufenthalt, Raum und Terminen. Die Idee: Im Fernlehrgang können interessierte Quereinsteiger die Umschulung zum Lokführer bis zum Beginn der fahrpraktischen Ausbildung berufsbegleitend wahrnehmen.


Neue Zielgruppen für die Umschulung zum Lokführer erreichen

„Der Bedarf an Triebfahrzeugführer/innen ist enorm und steigt stetig an. Gleichzeitig gibt es viele Interessenten, die umschulen möchten, obwohl sie einen Job haben. Sie wollen ihre finanzielle Sicherheit nicht sofort aufgeben und haben zudem keinen Anspruch auf einen Bildungsgutschein. Ähnlich ist das bei Müttern und Vätern in Elternzeit, die eine berufliche Neuorientierung anstreben, oder aber bei denjenigen, die nun angesichts der Krise nach neuen Perspektiven suchen. Für diese Zielgruppen kann der Fernlehrgang ein attraktives Angebot sein“, meint Heinrich Brüggemann, Leiter des Projekts Teilprojekts „Gemeinsame Qualifizierung“ im Programm Fokus Bahn NRW. Dabei spreche gerade auch die zeitliche Verfügbarkeit für einen Fernlehrgang. „Wer im Schichtbetrieb arbeitet oder Kinder betreut, lernt online zu selbstbestimmten Uhrzeiten“, so Brüggemann weiter.


Kostenrisiken einer vollfinanzierten Umschulung reduzieren

Die Eisenbahnverkehrsunternehmen wiederum können mit einem Fernlehrgangsangebot motivierte Mitarbeiter/innen gewinnen und gleichzeitig die Kostenrisiken einer vollfinanzierten Umschulung reduzieren. Das ist nicht unerheblich mit Blick auf interessierte Quereinsteiger, die sich in den zehn bis zwölf Monaten einer Vollzeit-Qualifizierung doch noch einmal anders entscheiden. Laut Carsten Flohr, Geschäftsführer der LOK Space GmbH, ist die Umschulung nach dem M.O.Z.A.R.T.-Konzept um mehr als 50 Prozent günstiger als eine Qualifizierungsmaßnahme in Vollzeit. 25 Teilnehmer haben den von der Lok Space GmbH entwickelten Fernlehrgang bereits erfolgreich absolviert, allerdings für den Güterverkehr. Die Lok Space GmbH wurde für die Ausbildung von Triebfahrzeugführern im Fernstudium von der DEKRA Certification GmbH zertifiziert.


Der erste Fernlehrgang für Lokführer im SPNV ist gestartet

Bei der Mittelrheinbahn in NRW läuft das M.O.Z.A.R.T.-Konzept jetzt für den Schienenpersonennahverkehr im Praxistest. Seit März 2020 erhalten dort vier angehende Lokführer/innen ihre theoretische Ausbildung im Fernlehrgang. Infolge der Corona-Krise und der Schließung von Bildungsstätten lernen zwischenzeitlich sogar mehr als 120 Umschüler in ganz Deutschland auf der M.O.Z.A.R.T.-Plattform. Per Tablet und einem eigenen, webbasierten interaktiven Zugang zu Themen, Aufgaben und Lehrfilmen müssen sie sich verschiedene Module nach dem aktuellen Ausbildungsrahmenplan erarbeiten. Jedes Modul ist mit einer empfohlenen Zeiteinheit hinterlegt, danach findet eine Lernerfolgskontrolle statt. Wird diese nicht bestanden, kommen die Teilnehmer nur durch eine Nachschulung weiter. Darüber hinaus müssen sie, genau wie die Umschüler in Vollzeit-Präsenzkursen, alle verpflichtenden Klausuren schreiben und Prüfungen bestehen. „Dafür werden alle Teilnehmer im Fernlehrgang durch einen zugelassenen Ausbilder für Triebfahrzeugführer persönlich via Skype, Mail und Telefon betreut“, erklärt Carsten Flohr.


Um das theoretische Wissen in die Praxis umzusetzen, finden an verschiedenen Wochenenden und zu persönlich vereinbarten Terminen Praxistage im Ausbildungszentrum von LOK Space in Hagen statt. Hier treffen die Fernschüler ihre Ausbilder persönlich und können am Simulator üben. Die Fahrpraxis auf der Strecke erlernen sie dann in den Zügen ihres zukünftigen Arbeitgebers. Vor der Abschlussprüfung müssen 40 Schichten in Begleitung eines erfahrenen Kollegen im Führerstand absolviert werden. Der Pilot-Fernlehrgang bei der Mittelrheinbahn in NRW wird zeigen, inwieweit das M.O.Z.A.R.T.-Konzept für die Umschulung zum Lokführer im SPNV eingesetzt werden kann.