start wird Partner bei Fokus Bahn NRW

Programm
11. März 2025
"Zusammenarbeit macht den Schienenverkehr besser"
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 übernimmt die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (kurz: start) den Betrieb des Maas-Wupper-Expresses. Die DB-Tochter ist jetzt schon Mitglied bei Fokus Bahn NRW. Im Interview erklärt Marco Roos, Leiter der Start Maas Wupper, warum die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit in der Bahnbranche und ein kollegiales Miteinander für den SPNV wichtig sind.
Jährlich mehr als 1.000 Baustellen im NRW-Schienennetz, Engpässe in der Infrastruktur und der Lokführer-Mangel führen tagtäglich zu massiven Belastungen für Fahrgäste und Mitarbeitende. Wie sehen Sie bei diesen Bedingungen der Betriebsaufnahme beim Maas-Wupper-Express entgegen?
Marco Roos: Natürlich bringen die massiven Bauvorhaben, die DB InfraGo angeht, enorme Herausforderungen mit sich. Das gilt für uns wie für jeden anderen Betreiber im SPNV NRW. Wir setzen aber darauf, dass wir danach von gut sanierten, modernen Schienenwegen profitieren werden. Unsere Betriebsaufnahme beim Maas-Wupper-Express, der RE-Linie 13, im Dezember 2026 wird sehr gut vorbereitet sein. Ich freue mich auf die neuen Züge, die extra für den grenzüberschreitenden Verkehr gebaut werden. Die RE 13 wird schließlich über die bisherige Endstation Venlo hinaus bis nach Eindhoven fahren. Und ich bin stolz darauf, dass wir jetzt schon 20 Lokführer/innen für ihren Einsatz auf unserer neuen Linie ausgebildet haben. Die nächsten Kurse – sowohl eigene als auch Kooperationskurse mit Fokus Bahn NRW – starten in diesem Frühjahr. So können unsere Lokführer/innen anderthalb Jahre vor der Betriebsaufnahme Erfahrung sammeln, denn sie fahren bis dahin für unsere Mutter DB Regio und für die eurobahn.
start ist eine 100-prozentige Tochter der DB Regio, wird aber ein eigenständiges Mitglied bei Fokus Bahn NRW ...
Marco Roos: Genau, und das ist uns sehr wichtig. Wir sind zwar eine 100-prozentige Tochter der DB Regio mit allen Vorteilen eines renommierten, zuverlässigen und sicheren Unternehmens, aber wir sind auch ein eigenständiges Eisenbahnverkehrsunternehmen mit einer eigenen Lizenz und als solches seit 2016 auf dem deutschen SPNV-Markt aktiv. Das Maas-Wupper-Netz wird unser fünftes Netz sein – nach Unterelbe, Taunus, Mitteldeutschland und Niedersachsen Mitte. Wir agieren als smartes Unternehmen und erproben neue, passgenaue Ansätze für den Nahverkehr auf der Schiene. Dafür pflegen wir ein kollegiales Miteinander auch mit Partnern, und ich finde, dass Fokus Bahn NRW das dafür notwendige Grundgerüst geschaffen hat. Diese offene Art der Zusammenarbeit zwischen Eisenbahnverkehrsunternehmen, Aufgabenträgern und dem Landesverkehrsministerium, ist nicht selbstverständlich, aber sie macht den SPNV besser. Sie ist eine gute Basis für einen erfolgreichen SPNV-Betrieb.

Fokus Bahn NRW ist mehr als nur ein Landesprogramm. Diese Brancheninitiative ist ein großer Vorteil für alle.
Marco Roos
Regionalverkehre Start Deutschland GmbH / Start Maas Wupper
Die bei Fokus Bahn NRW engagierten Nahverkehrsbahnen wollen in diesem Jahr 700 Kursplätze für die Qualifizierung neuer Lokführer/innen einrichten. Inwieweit wird sich start hier einbringen?
Marco Roos: Wie eingangs gesagt, haben wir bereits 20 Lokführer/innen für NRW ausgebildet, und wir nutzen auch die Möglichkeit der Kooperationskurse von Fokus Bahn NRW. Mit Blick auf das unternehmensübergreifende Ausbildungsengagement und die Zielmarke 700 bin ich sicher, dass wir unseren Beitrag dazu leisten werden. start ist in Nordrhein-Westfalen zwar aktuell nur ein kleines Unternehmen, aber wir sind eben nicht nur hier, sondern deutschlandweit verortet. Diesen Background bringen wir mit. Insbesondere über unser Schwesterunternehmen in Niedersachsen Mitte, mit dem wir auf der RB 77 ja auch nach Nordrhein-Westfalen hinein fahren, können wir Kapazitäten für zusätzliche Ausbildungsbedarfe einrichten.
Sie stammen aus den Niederlanden, die bei uns in NRW für ein vorbildliches Nahverkehrsangebot stehen. Was machen die Niederländer besser?
Marco Roos: In den Niederlanden gibt es keine strikte Produkttrennung zwischen Nah- und Fernverkehr. Dies ist natürlich auch den kürzeren Entfernungen geschuldet, macht aber die Nutzung für die Fahrgäste einfacher – zumal die OV-Chipkaart für alles gilt, also für kommunale Busse und Straßenbahnen sowie für S-Bahnen und Fernverkehrszüge.
Einen großen Unterschied sehe ich in der Angebotsstrategie. Taktverdichtung statt Fahrplan heißt es. Linien fahren möglichst in einem regelmäßigen 15-Minuten-Takt, für die zentrale Verbindung von Eindhoven via Utrecht nach Amsterdam ist sogar ein 10-Minuten-Modell anvisiert. In den Niederlanden wäre es unvorstellbar, dass eine Linie wie die RE 13 nur stündlich verkehrt. In Deutschland gibt es Linienbündel, hier fahren in einer Stunde vier verschiedene Linien. In den Niederlanden dagegen fährt eine Linie vier Mal pro Stunde.
Schließlich sind auch Bus- und Bahnangebote in den Niederlanden stärker vernetzt. Im Raum Venlo beispielsweise bietet Arriva aufeinander abgestimmte ÖPNV- und SPNV-Leistungen, in die wir uns mit der RE 13 auch einbinden werden.
start in Nordrhein-Westfalen
Markteintritt und Betriebsaufnahme
Im Januar 2022 erhielt die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (start) den Zuschlag für den Maas-Wupper-Express, die Regionalexpress-Linie RE 13. Sie wird zum Fahrplanwechsel im Dezember 2026 den Betrieb übernehmen. Der Maas-Wupper-Express ist deutschlandweit das fünfte Netz der 2016 gegründeten DB-Tochter.
Der Maas-Wupper-Express ab Dezember 2026
Der Maas-Wupper-Express, die Regionalexpress-Linie RE 13 verbindet derzeit Hamm (Westfalen) mit der niederländischen Stadt Venlo und soll bis zur Betriebsübernahme durch start bis nach Eindhoven verlängert werden. Das Netz umfasst 2,6 Millionen Zugkilometer pro Jahr und es werden 20 Neufahrzeuge vom Typ Flirt XL EMU4 des Bahnherstellers „Stadler“ zum Einsatz kommen. Ein Großteil der insgesamt 213,49 Kilometer Streckenlänge verlaufen durch Deutschland. Fast 40 Kilometer werden durch die Niederlande führen. Für das Streckenmanagement des niederländischen Teils baut start auf die Kompetenz im DB Konzern und hat sich Arriva Nederland als Partner an Bord geholt.
Marco Roos
Marco Roos, Leiter der Start Maas Wupper, startete vor 32 Jahren seine Berufslaufbahn bei den Nederlandse Spoorwegen. Seit 2014 engagiert er sich für den SPNV in NRW und war hier für Abellio, die eurobahn und National Express tätig, bevor er im April 2023 zu start wechselte.