In der Krise zum Wandel

Grafische Darstellung einer Netzstruktur mit Symbolen wie einem Zug, einem Laptop, einer Gruppe Menschen etc. Im Hintergrund ist verschwommen ein Schienenstrang bei Sonnenuntergang zu sehen.

Programm

28. Januar 2021

Fokus Bahn NRW setzt auf zielgruppengerechte Ausbildung und digitale Lösungen für die Personalgewinnung

In Antwort auf die Coronakrise haben die Bahnen in NRW mit digitalen Lösungen ihr Recruiting und ihre Ausbildungsangebote erfolgreich fortgesetzt. Die jetzt gesammelten Erfahrungen mit virtuellen Dialogformaten, Online-Jobkarten und Fernlehrgängen für Lokführer/innen sind eine Chance für die Personalgewinnung in der gesamten Bahnbranche – und zwar weit über die Pandemie hinaus.


Vor Corona nutzten 300 Millionen Menschen jährlich die Bahnen in NRW. An diese Zahlen wollen die Eisenbahnverkehrsunternehmen anknüpfen, sobald die Pandemie überwunden ist. Schließlich gilt der Nahverkehr auf der Schiene nach wie vor als Hoffnungsträger der Verkehrswende, wie eine repräsentative Umfrage der DB zeigt. „Die Menschen erwarten, dass es nach der Krise mit der Arbeit an der Verkehrswende weiter geht, zugleich werden die Fahrgäste anspruchsvoller mit Blick auf Platzkapazitäten, Komfort und Hygiene. Fahrzeugausfälle auf Grund von Lokführermangel kann sich die Branche dann erst recht nicht mehr leisten.“, sagt Heinrich Brüggemann, Projektleiter Gemeinsame Qualifizierung, Fokus Bahn NRW.


Während andere Branchen krisenbedingt Standorte geschlossen und Personal abgebaut haben, stellten die Bahnen in NRW insgesamt 550 Umschulungsplätze für qualifizierte Bewerber/innen im Jahr 2020 zur Verfügung. „Zwar hat die Coronakrise die Lokführer-Umschulungen bei den praktischen Ausbildungen auf der Lok verzögert. Aber die Branche hat den ersten Lockdown genutzt und sehr gute digitale Angebote entwickelt – sowohl für das gemeinsame Recruting als auch für die Umschulungen selbst“, so Brüggemann weiter.


Virtuelles Recruiting

Schon vor der Coronakrise nutzten die Bahnen in NRW die Social Media-Kanäle des NRW-Nahverkehrs auf Facebook und Instagram als Plattformen für ihr gemeinsames Recruiting. Gilt es doch, Fachkräfte genau dort abzuholen, wo sie sich aufhalten: im Internet. Diese Idee wurde durch die Entwicklung spezieller Online-Formate für den persönlichen Austausch zwischen interessierten Bewerber/innen und Unternehmen ausgebaut. Da klassische Informations-Messen in der Pandemie nicht möglich sind, wurden zwei digitale Dialogveranstaltungen durchgeführt. Jeweils 500 Zuschauer/innen nutzten die Möglichkeit zum direkten Gespräch mit Lokführer/innen und Personaler/innen der Bahnen in NRW, die im Live-Chat rund 120 Fragen zu Umschulung, Arbeitsalltag und Jobsicherheit beantworten konnten. Weitere Online-Infoveranstaltungen mit Arbeitsagenturen und Transfergesellschaften vom Abbau betroffener Unternehmen sind in Vorbereitung.


Bewerbung online

„Wir sehen aktuell ein wachsendes Interesse am Lokführerberuf, doch dieser Erfolg geht einher mit Verantwortung: Nur, wenn wir gemeinsam gute und zielgruppengerechte Beratung und Ausbildungsansätze bieten, kann die Branche diese Chance auf eine Zukunft ohne Lokführermangel wirklich nutzen“, betont Brüggemann. Damit sich Interessent/innen nun auch zeitnah für eine Umschulung bewerben können, haben die Bahnen in NRW die Möglichkeiten der Online-Bewerbung ausgebaut. In einer NRW-weiten Jobkarte finden sich die aktuellen Stellen- und Qualifizierungsangebote aller Partner. Mit wenigen Klicks können sich Interessierte auf die gewünschte Stelle direkt beim anbietenden Eisenbahnverkehrsunternehmen vorstellen. Seit Sommer gehen mehr als 400 Interessensbekundungen monatlich über das Online-Portal ein. Persönliche Bewerbungsgespräche finden inzwischen ebenfalls vornehmlich online in geschützten Chatrooms statt.


Fernlehrgänge für die Lokführer-Umschulung

Die Möglichkeiten der Digitalisierung werden schließlich auch für die Qualifizierung neuer Lokführer/innen genutzt. Nachdem zu Beginn der Pandemie die theoretische Ausbildung recht kurzfristig auf digitale Plattformen verlagert werden musste, wurde inzwischen der erste reguläre Fernlehrgang für Lokführer/innen bei National Express pilotiert. „Fernlehrgänge bieten viel Potenzial, weil sich flexibel und ortsunabhängig Kurse bilden lassen und so auch der Bedarf an vielen kleinen Einsatzstellen im Land leichter decken lässt“, erklärt Brüggemann. Fokus Bahn NRW will die digitalen Konzepte für Recruiting und Ausbildung nun für die Branche optimieren.