Lokführer – ein Frauenberuf? Das zeigt die Umfrage der Initiative
Arbeitgeber
02. März 2020
2018 betrug der Anteil weiblichen Fahrpersonals von den in Deutschland beschäftigten Lokführern nur etwa vier Prozent. Der Frage nach den Gründen für dieses Missverhältnis ging Fokus Bahn im Rahmen einer Online-Umfrage mit fast 1.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen nach.
Besonders für Wiedereinsteigerinnen ist der Beruf attraktiv
Ein Großteil der weiblichen Befragten (über 50 Prozent) hält das Berufsbild der Triebfahrzeugführerin für attraktiv oder sogar sehr attraktiv. Insbesondere Frauen über 30 weisen eine hohe Affinität zum Lokführerinnenberuf auf. Dieser bietet gerade für berufliche Wiedereinsteigerinnen, die keine intensive Betreuung ihrer Kinder mehr gewährleisten müssen, deutliche Vorteile:
Auch nach einer längeren Eltern- bzw. Familienzeit können Wiedereinsteigerinnen direkt als vollwertige Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen und erhalten auch ohne jahrelange Berufserfahrung ein vergleichsweise hohes Einstiegsgehalt. Zusätzliche Attraktivität bieten Tarifverträge, die – anders als in anderen Branchen – ein Gender-Pay-Gap verhindern und immer stärker die Wahlmöglichkeiten zwischen finanziellen Entwicklungsschritten oder alternativ mehr Freizeit fokussieren.
Jede zweite befragte Frau hat schon mal mit dem Gedanken gespielt, sich als Lokführerin zu bewerben
Frauen mit Kindern sowie Frauen mit geringem Bildungsabschluss beurteilen den Beruf insgesamt positiver – für sie ist die sichere, heimatnahe Berufsperspektive ein weiterer wichtiger Faktor zur Attraktivitätssteigerung des Berufes. Im Allgemeinen hat der Lokführerberuf bei den befragten Frauen einen positiven Ruf. Jede zweite Teilnehmerin der Umfrage hat sogar schon einmal mit dem Gedanken gespielt, einen Berufsweg als Triebfahrzeugführerin einzuschlagen. Insbesondere bei Frauen ohne akademische Berufslaufbahn, ist ein deutliches Interesse an dem Beruf vorhanden.
Image eines Männerberufs noch präsent
Deutlich in der Umfrage wurde vor allem eines: Die Wahrnehmung des Lokführerberufs als deutliche Männerdomäne. Über 90 Prozent der befragten Frauen gaben an, dass Image sei durch das eines Männerberufes belegt. Über berufliche Chancen und Möglichkeiten innerhalb der Bahnbranche sind weiblichen Arbeitssuchenden wenig informiert, bzw. haben das Berufsfeld bei der Berufswahl kaum im eigenen Blickfeld. Dies wird zusätzlich bestätigt, da fast ein Drittel der Frauen angab, bislang nicht in Kontakt mit dem Beruf des Lokführers gekommen zu sein – besonders bei den unter 21-Jährigen ist der Lokführerberuf derzeit kaum präsent.
Familienfreundlichkeit und Flexibilität des Jobs zu wenig bekannt
Als besonders wichtige Faktoren bei der Berufswahl zeichnen sich neben einem hohen Gehalt die Familienfreundlichkeit und Work-Life-Balance aus. In beiden letzteren Kriterien wird der Lokführerberuf als nicht sehr attraktiv wahrgenommen – obwohl die Branche in diesen beiden Aspekten durchaus Positivbeispiele vorzeigen kann.
Denn auch, wenn eine weitere Anpassung der aktuellen Arbeitszeitmodelle auf noch flexiblere Arbeitszeiten und weniger Wochenend- bzw. Feiertagsschichten im SPNV aus Sicht der Initiative kurzfristig noch nicht umsetzbar ist: Schon jetzt gehen die Eisenbahnverkehrsunternehmen auf die Wünsche ihrer Arbeitnehmer ein und können Arbeitsmodelle an die Lebensumstände der Bewerberinnen anpassen. So kann der Beruf zunehmend bei den Aspekten der Familienfreundlichkeit und Lebensqualität an Attraktivität gewinnen.