Nach dem Betreiberwechsel: „Das Versprechen auf einen zukunftssicheren Arbeitsplatz bleibt!“
Arbeitgeber
11. Mai 2022
Im Gespräch mit Peter Bosse, Geschäftsleiter Personal SPNV bei VIAS Rail
Der Marktaustritt von Abellio Rail NRW liegt jetzt drei Monate zurück. Peter Bosse ist selbst als ehemaliger Personalchef von Abellio mit 240 Mitarbeiter/innen zu VIAS Rail gewechselt; nun ist er dort als Geschäftsleiter Personal SPNV tätig. Im Gespräch mit Fokus Bahn NRW zieht er Bilanz aus dem Betreiberwechsel und nimmt Ausblick auf die Zukunft des Wettbewerbs im SPNV.
Sie haben als Personalchef bei Abellio eine entscheidende Rolle beim Betreiberwechsel gespielt. Wie haben Sie den Wechsel für sich und für Ihre Kolleg/innen erlebt?
Peter Bosse: Die Insolvenz von Abellio Rail NRW stand zwar schon lange im Raum, aber die endgültige Entscheidung Anfang Dezember 2021 hat mich und wohl alle Mitarbeiter/innen emotional dann doch sehr getroffen. Schließlich hatten wir alle hart am Auf- und Ausbau des Unternehmens zum zweitgrößten Anbieter von SPNV-Leistungen in Nordrhein-Westfalen mitgearbeitet – das schweißt als Team zusammen. Gleichzeitig war es fantastisch, den Zusammenhalt und die Solidarität in der Bahnbranche Nordrhein-Westfalens erleben zu dürfen. Als Personalchef war es mir sehr wichtig, dass alle Kolleg/innen noch vor Weihnachten die notwendigen Informationen zum Betriebsübergang erhielten. Das hat sehr gut funktioniert. Gerade mit Blick auf den Zeitfaktor kann ich nur ein positives Fazit aus diesem Betriebsübergang ziehen. Wir haben in gerade einmal zweieinhalb Monaten eine Aufgabe gestemmt, für die üblicherweise zwei bis drei Jahre Zeit zur Verfügung stehen.
Wie sicher sind die Arbeitsplätze nach dem Betreiberwechsel?
Peter Bosse: Bei VIAS Rail sind alle früheren Abellio-Mitarbeiter/innen fest beschäftigt Durch die frühzeitige Zusage der Aufgabenträger zum Betriebsübergang haben die neuen Betreiber nahezu alle Mitarbeiter/innen in gesicherte Arbeitsverhältnisse übernommen – bis auf sehr wenige Ausnahmen, die aus persönlichen Gründen selbst nicht wechseln wollten. Es gab also keine betriebsbedingten Kündigungen. Das gibt es wohl in keiner anderen Branche, dass die Mitarbeitenden nach einer Unternehmensinsolvenz so weich fallen wie im SPNV.
Gilt das auch für zukünftige Betreiberwechsel?
Peter Bosse: Tarifvertragliche Arbeitsverhältnisse stehen bei einem Betreiberwechsel im Schienenpersonennahverkehr eigentlich nie zur Disposition. Dafür liegt ein Tarifvertrag vor. Das ist sehr hilfreich, weil hier verschiedene Szenarien durchgespielt und mit klaren Regeln hinterlegt sind. Aber insgesamt kann der SPNV auf gut qualifiziertes Personal nicht verzichten. Der Fachkräftemangel trifft inzwischen alle Bereiche der Branche und das Versprechen auf einen zukunftssicheren Arbeitsplatz bleibt bestehen.
Das gibt es wohl in keiner anderen Branche, dass die Mitarbeitenden nach einer Unternehmensinsolvenz so weich fallen wie im SPNV.
Peter Bosse
Geschäftsleiter Personal SPNV bei VIAS Rail
Nun besteht für die früheren Abellio-Linien eine Notvergabe, sie werden durch die jetzigen Betreiber erst einmal für 23 Monate bedient. Wie sehen Sie Ihre Zukunft bei den Bahnen in NRW?
Peter Bosse: Nach den aktuellen Erfahrungen blicke ich persönlich weiterhin optimistisch in meine berufliche Zukunft und sehe für alle Beschäftigten bei den Bahnen in NRW sehr gute Perspektiven. Ich freue mich, dass ich jetzt bei VIAS Rail das Zusammenwachsen der Unternehmenskulturen begleiten darf. VIAS Rail als Teil der RATH-Gruppe ist ein sehr diverser Konzern mit eigenen Infrastrukturen oder auch Cargo-Bahnen. Mit der Übernahme der Linien und Mitarbeiter/innen von Abellio hat sich das Engagement von VIAS Rail im SPNV nahezu verdoppelt, hier entwickelt sich ein neuer Schwerpunkt. Das ist eine spannende Aufgabe – gerade auch mit Blick auf die erfolgreiche Gestaltung der anstehenden Ausschreibungen.
Die Betriebsübernahme in Zahlen
Seit dem 1. Februar 2022 betreibt VIAS Rail die früheren Abellio-Linien S7 (Der Müngstener), RE 35 (Emscher-Niederrhein-Bahn) und RE 19 (Rhein-IJssel-Express). Die Linien haben einen Leistungsumfang von circa 4,3 Millionen Zugkilometern pro Jahr. Mit dem Betrieb hat VIAS Rail insgesamt 240 Mitarbeiter/innen übernommen, davon 62 Triebfahrzeugführer/innen, 70 Kundenbetreuer/innen, 24 Mitarbeiter/innen im Bereich Werkstatt und 84 im Bereich Verwaltung.