So wichtig ist der SPNV für die Verkehrswende
Programm
24. Mai 2023
Der Ausstoß an Treibhausgasen nimmt in Deutschland seit 1990 stetig ab – doch das ist zu langsam, um die Klimaziele zu erreichen. Der Verkehrssektor konnte seine Emissionen im Gegensatz zu Haushalten oder der Industrie weniger stark reduzieren und bleibt für rund 19% des ausgestoßenen CO2 verantwortlich. Einzelne PKW und LKW werden durch technischen Fortschritt zwar immer effizienter und umweltfreundlicher, pro Person werden aber immer mehr Kilometer pro Jahr zurückgelegt und die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen steigt. In NRW sind aktuell mehr als zwölf Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen – davon über 10 Millionen PKW. Das Resultat: Kein Rückgang der verkehrsbedingten Emissionen zwischen 1990 und 2019.
Mit dem SPNV zur Klimaneutralität
Dabei ist genau ein erklärtes Ziel der Bundesregierung, den CO2 Ausstoß in allen Sektoren um 80 bis 95 Prozent zum Vergleichsjahr 1990 zu senken, um Klimaneutralität zu erreichen. Deutschland will bis spätestens 2045 klimaneutral werden – und dafür schon in den nächsten acht Jahren die Verkehrsleistung im SPNV verdoppeln. Der Verkehrssektor muss also tiefgreifend verändert werden, denn kein motorisiertes Verkehrsmittel ist umweltfreundlicher als die Eisenbahn. Bund, Land und Deutsche Bahn investieren auch deshalb so viel wie noch nie in die Schieneninfrastruktur. Allein nach NRW fließen in diesem Jahr rund 2 Milliarden Euro.
Schon gewusst?
Mit dem 9-Euro-Ticket sind zehn Prozent der Fahrten vom Auto auf den ÖPNV verlagert worden. Das hat in nur drei Monaten 1,8 Millionen Tonnen Klimagase eingespart.
Kein Verkehrsmittel nutzt Energie so effizient wie die Eisenbahn
Auch wenn Flugzeuge, PKW und LKW in den letzten Jahren technologisch große Fortschritte gemacht haben – kein Verkehrsmittel ist so energieeffizient wie die Eisenbahn. Im Fernverkehr verbraucht ein Flugreisender im Schnitt zwölf Mal, ein PKW-Reisender über sechs Mal so viel Energie wie ein Bahnreisender. Hinzu kommt: Der Bahnstrommix besteht schon heute zu annähernd zwei Drittel aus erneuerbaren Quellen. Tendenz: deutlich steigend. Denn über 90 Prozent der Verkehrsleistung werden im Schienenverkehr bereits heute elektrisch erbracht. Das Potenzial, in naher Zukunft nur noch Ökostrom zu nutzen, ist also gegeben – und somit den Verkehr Stück für Stück aus der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen zu befreien.
Lebensraum statt Asphaltteppich
Neben Energie beansprucht der Verkehrssektor aber auch weitere Ressourcen – und das immer mehr: Fünf Prozent der Bodenfläche Deutschlands dienen ihm bereits heute. Auch hier verschlingen vor allem Straßen und Parkplätze Freiflächen – die so nicht mehr als Lebensraum für Pflanzen und Tiere dienen können. Außerdem kann der Boden nach vollständige Flächenversiegelung durch Asphalt kein Wasser mehr aufnehmen. Gerade während starker Regenfälle ist dies aber wichtig, um Überschwemmungen zu verhindern.
Es gibt also viele Gründe, weshalb es an der Zeit für eine Verkehrswende ist. Sie kann aber nur funktionieren, wenn sie mit einem Angebot verbunden ist, dass die Bevölkerung auch annimmt. Mit dem Deutschland-Ticket wurde ebendieses Angebot für klimagerechte Mobilität auf der Schiene am 1. Mai eingeführt. Die Zahlen sprechen für sich: In den ersten fünf Wochen nach Vorverkaufsstart am 3. April wurde das Ticket laut des Branchenverbands VDV rund sieben Millionen Mal verkauft. Allein zwei Millionen davon: Neue Abonnentinnen und Abonnenten. (Stand 9.5.2023). Der VDV geht davon aus, dass sich insgesamt fünf bis sechs Millionen, die bislang kein Abo hatten, für ein D-Ticket entscheiden werden.
Voller Fokus auf das Klima
Aktuell steht der Verkehrssektor auf dem Prüfstand, weil er im vergangenen Vierteljahrhundert kaum einen Beitrag dazu geleistet hat, Deutschlands CO2-Emissionen substanziell zu senken und die Klimaschutzziele zu erreichen. Die Herausforderungen des Klimaschutzes zu stemmen, ist ein Gemeinschaftswerk: die Verkehrswende betrifft die Alltagsroutinen von Millionen Menschen. Bus und Bahn sind der Motor der klimaneutralen Mobilität. Ohne Mobilitätswende keine Verkehrswende.
Deswegen nimmt das Landesprogramm das Klima noch stärker in den Fokus. In einem ersten Schritt soll eine landesweiten Klimabilanz den Beitrag definieren, den der SPNV bereits heute leistet, um den Verkehr klimafreundlicher zu gestalten. In einem nächsten Schritt wird eruiert, wo weitere Einsparpotenzial zur Verbesserung der CO2-Bilanz im Verkehr liegen.
Wir wollen eine hohe Bereitschaft in NRW zum notwendigen Ausbau eines hochwertigen Nahverkehrs auf der Schiene erzeugen, um die Klimaziele zu erreichen.
Karin Paulsmeyer
Leiterin der Stabsstelle Fokus Bahn NRW
Quellen: