„Wir möchten ein deutliches Zeichen des Zusammenhalts setzen.“
Programm
02. August 2021
„Als die enormen Folgen der Flutkatastrophe immer deutlicher wurden, war uns klar, dass wir helfen müssen“, erklärt Marcel Winter, Geschäftsführer der National Express Rail GmbH. Gemeinsam mit den Partnerinnen und Partnern der Initiative Fokus Bahn NRW hat er die Spendenaktion von Eisenbahnverkehrsunternehmen und Aufgabenträgern auf den Weg gebracht. „Wir möchten die betroffenen Menschen, von denen sehr viele seit langer Zeit unsere treuen Fahrgäste sind, schnell und unbürokratisch unterstützen. Viele haben erhebliche Schäden an ihren Häusern und sogar ihr Zuhause an die Wassermassen verloren. Hier möchten wir ein deutliches Zeichen des Zusammenhalts setzen.“
„Wir erleben eine enorme Hilfsbereitschaft in der ganzen Bahnbranche“
Für ihn und sein Team sei das Ausmaß der Unwetter erst nach und nach erkennbar gewesen. Zunächst kamen die Nachrichten zu betrieblichen Störungen: Züge konnten nicht weiterfahren, Strecken mussten gesperrt und die Linien umgeleitet werden. „Zu diesem Zeitpunkt galt es nur, die Fahrgäste sicher ans Ziel zu bringen“, erklärt der Geschäftsführer des Eisenbahnverkehrsunternehmens. „Doch als mein Telefon nicht mehr still stand, wurde uns allen schließlich klar: Hier braut sich etwas zusammen, dass wir noch nicht begreifen können.“ Erst am nächsten Tag sei man sich der Katastrophe bewusst geworden. „Ich spreche sicherlich für viele, wenn ich sage, dass fast alle von uns jemanden kennen, der unmittelbar von den Ereignissen betroffen ist. Wir verbinden die schlimmen Bilder aus den Nachrichten mit Menschen, die uns persönlich nahestehen und denen wir uns verbunden fühlen. Uns wurde deutlich: Wir müssen aktiv werden!“, betont Winter. Die Akteure im Schienenpersonennahverkehr haben sich daher zu einer Sofortspende von 100.000 Euro an die Aktion Lichtblicke e.V entschlossen. „Diese Katastrophe geht uns alle an, deshalb helfen wir, wo wir können“, bekräftigt Joachim Künzel, Geschäftsführer beim Nahverkehr Westfalen-Lippe und Programmleiter von Fokus Bahn NRW.
Darüber hinaus haben auch viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Bahnbranche Hilfsprojekte gestartet oder waren sogar persönlich in den betroffenen Regionen im Einsatz. Die Hilfsbereitschaft geht weit über die Grenzen von NRW und Deutschland hinaus: Kolleginnen und Kollegen der National Express Group in UK haben sich ebenfalls solidarisch gezeigt und eigene Spendenaktionen für die Menschen in NRW organisiert. „Wir erleben eine enorme Hilfsbereitschaft in der ganzen Bahnbranche“, betont Winter. Partnerinnen und Partner von Fokus Bahn NRW haben deshalb vereinbart, gemeinsam mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu evaluieren, wie die jeweilige situative Hilfe aussehen kann. Kolleginnen und Kollegen, die persönlich von der Katastrophe betroffen sind, werden zusätzlich durch interne Hilfsangebote unterstützt. „So schlimm und ungreifbar die Situation auch ist, in gewisser Weise zeigt sie einmal mehr, wie groß die Verbundenheit untereinander ist.“, sagt Marcel Winter. „Die Eisenbahnfamilie ist keine Floskel. Sie bedeutet Zusammenhalt und Miteinander – etwas, dass wir in dieser schweren Zeit besonders wertzuschätzen wissen.“
Karin Paulsmeyer, Stabstellenleiterin Fokus Bahn im nordrhein-westfälischen Verkehrsministerium ergänzt: „Schon während der Corona-Zeit hat sich der Wert unseres gemeinsamen Bahn-Bündnisses hier in Nordrhein-Westfalen bewährt. Jetzt zeigt sich, was echte Solidarität wert ist.“
Wir möchten die betroffenen Menschen schnell und unbürokratisch unterstützen
Marcel Winter
Geschäftsführer National Express Rail GmbH
Schätzungsweise rund 600 Kilometer Schienenwege von Unwetter betroffen
Infolge der Unwetter sind nach ersten Schätzungen rund 600 Kilometer Schienenwege, zahlreiche Brücken sowie Haltepunkte und Stationen in Nordrhein-Westfalen stark beschädigt oder komplett zerstört worden. Die Deutsche Bahn geht von Wiederaufbaukosten in einer Größenordnung von rund 1,3 Milliarden Euro aus. Gleise und Weichen müssen instandgesetzt, defekte Signaltechnik und Stellwerke erneuert werden. Reparaturen und Wiederaufbauten werden teilweise Jahre dauern.
„Die Mobilität in NRW wieder zu sichern, ist eine enorme Herausforderung“, weiß Winter. Zwar konnte der Bahnbetrieb inzwischen in vielen Teilen des Landes wieder aufgenommen werden, doch überlastete Linien führen zu Verspätungen – die Auswirkungen sind für die Fahrgäste deutlich spürbar. „Natürlich ist es unsere Aufgabe, die Einschränkungen für Pendlerinnen und Pendler auf den bestehenden Strecken so gering wie möglich zu halten“, so der Geschäftsführer. Gleichzeitig habe der Wiederaufbau oberste Priorität: „Für die Menschen in den Katastrophenregionen bedeutet Mobilität die Verbindung zur Außenwelt.“ Die jetzt notwendige Mobilitätssicherung und die Erneuerung der Infrastruktur bilden eine Herausforderung, die sich nur gemeinsam lösen lasse, sagt Winter: „Nicht nur die gemeinsame Spende zeigt, dass die Bahnbranche abseits der Konkurrenz in den Ausschreibungen mehr eint als trennt. Das ist gerade jetzt enorm wichtig. In den nächsten Jahren wird es unser Auftrag sein, die Verlässlichkeit des Verkehrs auf der Schiene wieder herzustellen. Gemeinsam als Initiative Fokus Bahn NRW müssen und können wir – trotz aller Schwierigkeiten – den Kurs Richtung Verkehrswende halten.“