Workshop: Warum gibt es zu wenige Lokführerinnen?

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und eine Gruppe Lokführerinnen verschiedener EVU im Verkehrsministerium.

Arbeitgeber

16. September 2019

Wie lassen sich Frauen für den Beruf des Triebfahrzeugführers gewinnen? Dieser Frage gingen Lokführerinnen sowie Vertreterinnen der Bahnbranche bei einem Workshop im NRW-Verkehrsministerium nach. Ziel war es, mögliche Hinderungsgründe für eine Bewerbung zu identifizieren.


Nur knapp 5 Prozent der nordrhein-westfälischen Triebfahrzeugführer (Tf) sind Frauen – dass sich hinter diesem Umstand hohes Potenzial verbirgt, um dem aktuellen Lokführermangel entgegenzuwirken, war Anlass für einen Erfahrungsaustausch mit Lokführerinnen verschiedener Bahnunternehmen im NRW-Verkehrsministerium. Im Mittelpunkt stand die Frage, was Frauen daran hindert, den Beruf als Lokführerin zu ergreifen, und was die Bahnen dafür tun können, dies zu ändern.


Ergebnisse: Zwei Schwerpunkte

Zwei zentrale Gründe wurden sehr schnell deutlich:


  • Mangelnde Informationen
  • Image als reiner Männerberuf


Gerade das Nichtwissen stellten die Teilnehmerinnen als wichtigen Aspekt heraus. Generell sei der Beruf und seine vielfältigen Aufgabenfelder zu unbekannt in der Gesellschaft – auch Vorteile wie Chancengleichheit, soziale Unterstützung im Unternehmen und Aufstiegsmöglichkeiten müssten stärker kommuniziert werden. Einhellige Meinung war hierbei zudem, dass die öffentliche Präsenz auf Jobmessen sowie das Vermittlungsangebot der Agentur für Arbeit deutlich ausgebaut werden müssten.


Das Image des Lokführers als Männerberuf sahen die Workshop-Teilnehmerinnen als zweiten großen Hinderungsgrund. Immer noch sei der Job als reiner Männerberuf in den Köpfen verankert, dabei treffe das längst nicht mehr zu. Trotzdem könnten Bedenken vor beispielsweise technischen Herausforderungen oder schwerer körperlicher Arbeit Frauen möglicherweise vor dem Beruf abschrecken. Diese Sorgen seien aus Sicht der Diskussionsteilnehmerinnen aber heutzutage völlig ungerechtfertigt und deshalb müsse das Bild des Berufs geradegerückt werden.


Landesweite Befragung unter Frauen

Darüber hinaus kamen während des Workshops problematische Aspekte des Berufsalltags wie „Sicherheit“, „Vereinbarkeit von Schichtdienst und Kinderbetreuung“ und „Psychologische Unterstützung nach Personenunfällen“ zur Sprache. Die Teilnehmerinnen waren sich jedoch größtenteils einig, dass diese Themen erst während der Ausbildung bzw. später im Arbeitsalltag relevant werden und nicht zu den Gründen zählen, weshalb sich Frauen nicht als Triebfahrzeugführerin bewerben.


Die Workshopergebnisse sind Basis für eine landesweite Befragung von Frauen in ganz NRW. Ziel ist die Konzeptionierung eines Pilotlehrgangs für Frauen, mit dem weitere Erfahrungen für die attraktivere Gestaltung des Berufs gewonnen werden sollen.