Gemeinsam zu einem starken System Schiene: Ein Jahr SPNV-Regiezentrale NRW
Fahrgast
02. Januar 2020
Angesichts der wachsenden Betreibervielfalt ist dies eine wichtige Grundlage für einen möglichst reibungslosen Betrieb im System Schiene. Sascha Zuk, Geschäftsführer Qualität und Planung von Abellio Rail NRW, beschreibt die Zusammenarbeit der verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen in der Regiezentrale und zieht eine Jahresbilanz.
Was ist das Besondere an der SPNV-Regiezentrale NRW?
Sascha Zuk: Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 wurde im Zuge der Betriebsaufnahmen der RRX-Verkehre die gemeinsame Dispositionszentrale für die Unternehmen Abellio Rail NRW, DB Regio NRW und National Express in der Betriebszentrale der DB Netz in Duisburg eingerichtet.
Warum ist die SPNV-Regiezentrale NRW notwendig?
Sascha Zuk: In Nordrhein-Westfalen sind derzeit insgesamt zehn Eisenbahnverkehrsunternehmen auf den Schienen im Nahverkehr unterwegs – und das mit unterschiedlichen Fahrzeugen, zu unterschiedlichen Verkehrsvertragsanforderungen sowie unterschiedlichen Ersatz- und Notfallkonzepten. Zusätzlich stiegen die Betriebs- und Beförderungsleistungen in den letzten Jahren deutlich. Dies führt im Fahrbetrieb dazu, dass die Kernstrecken überlastet sind und es zu Störungen kommt. Der größte Teil des nordrhein-westfälischen SPNV findet nämlich in engen Taktlagen auf Mischverkehrsstrecken mit dichtem Fern-, Nah- und Güterverkehr statt. Um in derartigen Störungsfällen im Sinne der Fahrgäste zu reagieren, ist es ratsam, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen gemeinsam ganzheitliche Lösungsansätze finden und sich in Teilen von einer einzelunternehmerischen Disposition lösen, zu Gunsten eines robusten SPNV-Systems. Genau diese Bedingungen schafft die Regiezentrale in Duisburg.
Erstmalig in Deutschland sitzen die verkehrlichen Disponenten verschiedener Verkehrsunternehmen gemeinsam an einem Standort und stimmen ihre Tätigkeiten schnell und effizient miteinander ab.
Sascha Zuk
Teilprojektleiter Fokus Fahrgast
SPNV-Regiezentrale gibt es jetzt seit einem Jahr. Wie hat sich die Zusammenarbeit der Eisenbahnverkehrsunternehmen seitdem entwickelt? Welches Fazit ziehen Sie für den Betrieb?
Sascha Zuk: Das Fazit des ersten Jahres ist durchweg positiv. Die Pünktlichkeit im Netz hat sich verbessert, die interdisziplinäre Zusammenarbeit ist gut. Wir konnten bereits viele Synergien heben und den Fahrgästen damit optimierte Informationen zur Verfügung stellen.
Für die SPNV-Regiezentrale gibt es einen Stufenplan bis 2020. Dieser umfasst Lösungsansätze für die Integration aller Linien und EVU in eine gemeinsame Disposition. Wie weit ist dieser Stufenplan gediehen?
Sascha Zuk: Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 wird die Regiezentrale auch für das Netz der S-Bahn Rhein-Ruhr ausgeweitet. Die Integration weiterer Strecken ist in der Vorbereitung. Hier sitzen alle Partner wieder gemeinsam an einem Tisch.
Was bringt die SPNV-Regiezentrale NRW konkret für die Fahrgäste? Inwiefern können die Fahrgäste Vorteile der Zusammenarbeit bemerken?
Sascha Zuk: Neben der Verbesserung der Betriebsqualität liegt der Vorteil für die Fahrgäste (auch im Störungsfall) in abgestimmten, unternehmensübergreifenden Ersatzkonzepten und einer schnellen sowie umfassenden Fahrgastinformation. Die Informationen werden in der Betriebszentrale schließlich aus einer Hand in die Fahrgastinformationssysteme gespeist.
Der Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2019 hat umfangreiche Angebotsänderungen gebracht. Stichworte sind die S-Bahn Rhein-Ruhr und neue Linien im RRX-Vorlaufbetrieb. Was bedeutet das für die Arbeit der SPNV-Regiezentrale? Welche Herausforderungen stehen für 2020 an?
Sascha Zuk: Neben den Angebotsänderungen, auf die sich die Eisenbahnverkehrsunternehmen auch in der SPNV-Regiezentrale gut vorbereitet haben, sind es vor allem die Baustellen, die zu Herausforderungen führen: Große Infrastrukturprojekte in der Region, wie der Umbau des Knotens Köln, der Ausbau der Strecke Emmerich – Oberhausen und nicht zuletzt der Ausbau der RRX-Infrastruktur sind eingebettet in mehr als 1.000 Baumaßnahmen in den nächsten 10 Jahren. Diese Herausforderungen gehen die Eisenbahnverkehrsunternehmen nun gemeinsam an.