Lokführer/innen ausbilden, stabilen Betrieb sicher stellen

Ein junger Mann steigt mit einem Fahrrad aus einem grünen Zug aus.

Arbeitgeber

17. Januar 2023

Unterstützt durch Fokus Bahn NRW qualifizieren der VRR und die Regiobahn 30 Triebfahrzeugführer/innen, die nach erfolgter Neuvergabe der ehemaligen Abellio-Netze für die künftigen Betreiber bereit stehen.


Dank der bewährten Strukturen des Landesprogramms ist es gelungen, die Ausbildungsplätze in der Rekordzeit von drei Wochen mit qualifizierten Bewerbern zu besetzen.


Der Marktaustritt von Abellio Rail NRW zum 31. Januar 2022 ist noch kein Jahr vergangen, seitdem läuft die Stoppuhr bis zum 9. Dezember 2023. Dann sollen in den früheren Abellio-Netzen die Betreiber mit langfristigen Verkehrsverträgen an den Start gehen. Die Entscheidung über die Vergabe erfolgt in Kürze, nachdem die Netze mit einem Volumen vom 21 Millionen Zugkilometern pro Jahr im letzten Sommer europaweit im Wettbewerb neu ausgeschrieben wurden. Aktuell werden die insgesamt 14 Linien per Notvergabe durch DB Regio NRW, National Express und VIAS Rail bedient. Wie nach dem Wechsel zum 1. Februar 2022 soll der reibungslose Betrieb für die Fahrgäste auch im Dezember 2023 weitergehen.

Portrait von Heinrich Brüggemann (Verkehrsministerium NRW) Quote

„Wenn die Betreiber an den Start gehen, können wir nicht einfach zuschauen und abwarten. Denn Personalausfälle betreffen immer das gesamte System SPNV – und wir müssen dafür sorgen, dass dieses System ohne Qualitätsbrüche funktioniert."

Heinrich Brüggemann

MUNV, Fokus Bahn NRW


Mit einem Fachkräfte-Pool den SPNV-Betrieb sichern

Die Neuvergabe innerhalb von zwei Jahren stellt für die Nahverkehrsbahnen und die Aufgabenträger einen enormen Kraftakt dar – gerade auch vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels im SPNV. Denn der Zeitraum zwischen der Vergabe der Verkehrsleistungen und dem Betriebsstart ist für die zukünftigen Betreiber zu kurz, um rechtzeitig neue Triebfahrzeugführer/innen ausbilden zu können.


Unterstützt durch Fokus Bahn NRW starten der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft mbH deshalb eine neue, gemeinsame Qualifizierung für 30 Quereinsteiger/innen und bilden einen Fachkräfte-Pool, der je nach Personalbedarf bei verschiedenen Bahnen in NRW zum Einsatz kommen kann. Die qualifizierten Lokführer/innen stehen insbesondere für die Eisenbahnverkehrsunternehmen bereit, die zum Fahrplanjahr 2024 den Betrieb der früheren Abellio-Netze übernehmen. Dann gilt es, den SPNV-Betrieb im Interesse der Fahrgäste zu sichern.

„Die Kooperation mit der Regiobahn bietet uns die Möglichkeit, Hilfe für die gesamte Branche anzubieten. Dabei bewähren sich die vorhandenen Strukturen des Landesprogramms Fokus Bahn NRW in der Organisation des Umschulungskurses. Wir nutzen die bewährten Konzepte für Ausbildung und Qualifizierung.“

Georg Seifert

Abteilungsleiter SPNV VRR

Portrait von Georg Seifert, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR Quote

So funktioniert die Fachkräfte-Ausbildung zum Betreiberwechsel

Abgestimmt mit den Aufgabenträgern im SPNV Nordrhein-Westfalen führen der VRR und die Regiobahn eine gemeinsame Qualifizierungsmaßnahme für rund 30 Lokführer/innen durch. Diese sollen ab dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2023 insbesondere bei den Eisenbahnverkehrsunternehmen zum Einsatz kommen, die den Zuschlag zum Betrieb der früheren Abellio-Netze erhalten haben. Die Qualifizierung von Fachkräften ist eine zentrale Maßnahme zur Vorbereitung der Betriebsaufnahme.

Ausbildungsvertrag mit der Regiobahn

Die zukünftigen Lokführer/innen, die in den Kursen von VRR und Regiobahn qualifiziert werden, schließen zunächst eine Ausbildungsvertrag mit der Regiobahn. Sie können dann später problemlos zum neuen Betreiber wechseln.

Theoriekunde in Präsenz und online

Die Ausbildung der zukünftigen Lokführer/innen dauert 12 Monate und beginnt mit der Theoriekunde. Diese beinhaltet u. a. die Grundlagen des Eisenbahnbetriebs, den Aufbau und die Funktion von SPNV-Fahrzeugen, Zugsicherung und Signalkunde sowie Sicherheit und Umweltschutz. Dieser Teil der Ausbildungskurse finden in Hamm und in Gelsenkirchen statt, kann aber alternativ auch als digitaler Fernlehrgang absolviert werden.

Praktische Ausbildung mit den zukünftigen Betreibern

Die praktische Ausbildung bildet den zweiten Teil der Lokführer-Qualifizierung. Sie soll im nächsten Jahr eng mit den zukünftigen Betreibern der früheren Abellio-Netze verzahnt werden. Die neuen Lokführer/innen sollen ganz konkret in Streckenkunde und Fahrzeugwissen unterwiesen werden, damit sie auf den neu vergebenen Strecken unmittelbar eingesetzt werden können.

Starkes Zeichen gegen den Fachkräftemangel im SPNV

Der VRR und die Regiobahn greifen bei der Organisation der neuen Qualifizierungsmaßnahmen auf die bewährten Strukturen des Landesprogramms Fokus Bahn NRW zurück. Mit der präventiven Ausbildung von Lokführer/innen zum Betreiberwechsel setzt die Bahnbranche in NRW ein starkes gemeinsames Zeichen gegen den Fachkräftemangel im SPNV.


Portrait von Sascha Zuk (Abellio Rail NRW) Quote

„Die Zusammenarbeit im Rahmen von Fokus Bahn NRW ist gut für den SPNV in Nordrhein-Westfalen und für jedes einzelne Eisenbahnverkehrsunternehmen. Wir engagieren uns gemeinsam für ein fahrgastorientiertes Angebot und wir als Regiobahn freuen uns, dass wir einen aktiven Beitrag gegen den Fachkräftemangel in der Bahnbranche leisten können.“

Sascha Zuk

Regiobahn Fahrbetriebsgesellschaft mbH

Die Herausforderung des Betreiberwechsels

Insgesamt 16 Jahre, einen Monat und einundzwanzig Tage war Abellio Rail NRW ein wichtiger Marktakteur im SPNV Nordrhein-Westfalens. In fünf Verkehrsnetzen mit 14 SPNV-Linien erbrachte das Eisenbahnverkehrsunternehmen zuletzt 550 bis 600 Zugfahrten pro Tag und 21 Millionen Zugkilometer im Jahr. Das waren 20 Prozent der SPNV-Leistungen in Nordrhein-Westfalen. Die Zahlen verdeutlichen die Herausforderung des Betreiberwechsels. Nach einer Vorlage des Verkehrsministeriums NRW verursacht das vorzeitige Aus von Abellio in Nordrhein-Westfalen allein für die erforderlichen Notmaßnahmen Mehrkosten von rund 167 Millionen Euro – 92,5 Millionen Euro im Jahr 2022 und 74,5 Millionen 2023.