National Express pilotiert Fernlehrgang für die theoretische Lokführer/innen-Ausbildung

Ein Mann sitzt vor einem Laptop, auf dem die Logos von LokSpace und National Express zu sehen sind.

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23. Februar 2021

Welche Chancen bietet die digitale Qualifizierung neuer Triebfahrzeugführer/innen – auch für die Zeit nach der Corona-Pandemie? Im Rahmen von Fokus Bahn NRW wird der erste Fernlehrgang für die theoretische Lokführer-Ausbildung bei National Express pilotiert.


Seit September 2020 erhalten 18 Umschüler/innen bei National Express ihre theoretische Lokführer-Ausbildung im virtuellen Klassenzimmer. Erste Klausuren sind schon geschrieben und Prüfungen erfolgreich bestanden. Marcel Winter, Geschäftsführer der National Express Rail GmbH, zieht ein Zwischenfazit: „Bezüglich der Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Fernlehrgangs bekommen wir bislang nur positives Feedback.“


Als Pilotprojekt ist der Fernlehrgang für Triebfahrzeugführer/innen auch für Ausbilder Nino Caniglia eine Premiere. „Dieser Kurs ist extrem motiviert“, beschreibt er seine tägliche Unterrichtserfahrung.


Innovatives Konzept für das digitale Lernen

Wichtig für den erfolgreichen Digital-Unterricht sei ein innovatives Ausbildungskonzept, betont Winter: „Unser Fernlehrgang ist keine Verlagerung von Präsenzunterricht auf den Bildschirm, sondern modernes E-Learning. Der komplette Lehrgang wurde auf die Online-Situation angepasst. Nach dem Unterricht kann zum Beispiel jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer ergänzend Filme anschauen, Zusatzaufgaben lösen und somit das eigene Lerntempo und -pensum mitgestalten. Jeder kann jederzeit seinen Lernstand kontrollieren. Bei Nachfragen kann der Dozent via Skype, Mail oder Telefon erreicht werden und steht so praktisch jederzeit zur Verfügung. Das ist innovatives Lernen.“


Diese Einschätzung teilt auch Umschüler Philipp Graf und lobt die Qualität der technischen Ausstattung: „Für die Umschulung bekamen wir ein eigenes Tablet. Da wurden keine Kosten gescheut.“ Darüber hinaus sieht der 30-Jährige den täglichen Fahrzeitgewinn als großes Plus. Schließlich ist die Umschulung mit acht Stunden Unterricht ein Vollzeitjob. „Beim Fernlehrgang muss ich nicht zum Unterricht fahren und habe so einfach mehr Zeit – nicht nur zum Lernen.“


Praxistage in kleinen Gruppen

Organisiert wird der digitale Unterricht in Kooperation mit der LokSpace GmbH, die mit dem M.O.Z.A.R.T.-Konzept bereits eine E-Learning-Plattform für die theoretische Triebfahrzeugführerausbildung entwickelt hatte. Die LokSpace-Idee galt zunächst einer berufsbegleitenden digitalen Umschulung. Jetzt wurde sie für den ersten Lokführer-Fernlehrgang mit Vollzeitunterricht adaptiert.


Dabei wurde der Ausbildungsrahmenplan mit Daniel Preis, dem Sicherheitsmanager von National Express, abgestimmt. So entsprechen Lerninhalte und Prüfungen dem Ausbildungsplan konventioneller Umschulungsmaßnahmen mit Präsenzunterricht. DiePraxistage im Fahrsimulator finden im Ausbildungszentrum von LokSpace in Hagen statt, wo sich die Umschüler/innen in Kleinstgruppen mit maximal fünf Personen unter Befolgung der aktuellen Corona-Maßnahmen treffen. Vor ihrer Abschlussprüfung im August 2021 werden sie dann noch die notwendigen 40 Praxisschichten in Begleitung eines erfahrenen Ausbildungstriebfahrzeugführers von National Express im Führerstand auf der realen Strecke absolvieren.


Chancen der digitalen Ausbildung sichern

Mit dem Pilotprojekt „Fernlehrgang bei National Express“ will Fokus Bahn NRW die Möglichkeiten der digitalisierten Lokführer-Ausbildung ausloten. Diese bietet im Idealfall nicht nur in Pandemiezeiten eine Alternative zum Präsenzunterricht. „Wir brauchen gut ausgebildete Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer auch für kleinere Einsatzstellen und in der Fläche, wo Präsenz-Kurse vor Ort nur schwer zu füllen sind“, erläutert Winter. Mit dem digitalen Unterricht können Umschüler/innen für verschiedene Standorte in der Region gleichzeitig ausgebildet werden. Für die Eisenbahnverkehrsunternehmen ist das eine Chance, weitere interessierte Bewerber/innen zu erreichen, die sich beispielsweise wegen einer zu großen Entfernung zwischen Wohn- und Ausbildungsort gegen eine Umschulung entscheiden müssten.


Jetzt gilt es, die Ergebnisse des digitalen Unterrichts auszuwerten. Nach der praktischen Ausbildung und den abschließenden Prüfungen wird bewertet, ob weitere Fernlehrgänge für die theoretische Lokführerausbildung bei den Bahnen in NRW angeboten werden. „Der Start in die digitale Triebfahrzeugführerausbildung ist eine wichtige Ergänzung des bestehenden Ausbildungsangebotes, den wir intensiv begleiten “, betont Winter.