Eisenbahner/in im Betriebsdienst

Blick von hinten auf einen Lokführer im Führerstand eines Regional-Express-Zugs

Arbeitgeber

23. Januar 2025

Die Bahnen in NRW kooperieren bei der dualen Ausbildung

Personalgewinnung für die Zukunft: Die bei Fokus Bahn NRW engagierten Nahverkehrsbahnen arbeiten jetzt auch in der dualen Berufsausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ zusammen. Heinrich Brüggemann, Projektleiter ‚Fokus Attraktive Arbeitgeber‘, erklärt die Vorteile der Kooperation.


Die Bahnen in NRW wollen verstärkt junge Menschen nach dem Schulabschluss für den Einstieg in die SPNV-Branche begeistern. Insgesamt 80 Ausbildungsplätze für „Eisenbahner/innen im Betriebsdienst“ werden zum kommenden Ausbildungsjahr ab August / September 2025 angeboten. Das Besondere: Zukünftig kooperieren die Nahverkehrsbahnen auch in der überbetrieblichen Ausbildung und bilden ihre Nachwuchskräfte gemeinsam aus. National Express, die Regiobahn und die Rath-Gruppe sind dabei die Vorreiter. Hier lernen neun junge Azubis bereits seit Herbst 2024 zusammen. „Das hat Vorteile für jedes einzelne Unternehmen und stärkt gleichzeitig die Qualität der Ausbildung“, sagt Fokus Bahn-Projektleiter Heinrich Brüggemann im Interview.


Die Bahnen in NRW gewinnen seit einigen Jahren sehr erfolgreich Menschen für den beruflichen Quereinstieg als Lokführer/in. Warum steigen sie jetzt auch in die duale Berufsausbildung ein?


Heinrich Brüggemann: Um ein Missverständnis vorweg zu nehmen: Die klassische Berufsausbildung ist für die Bahnbranche, wie für alle anderen Wirtschaftszweige, seit jeher das Rückgrat der Fachkräftesicherung. Die Eingangsklassen für die duale Ausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ an den Berufsschulen, zum Beispiel am Nicolaus-August-Otto-Berufskolleg in Köln, wachsen seit Jahren. Nun hat aber der demografische Wandel die Bahnbranche besonders hart getroffen, und aktuelle Entwicklungen – angefangen beim Baugeschehen im Netz bis hin zur Mobilitätswende – verlangen nach mehr Personal. So stand zunächst die Gewinnung und Qualifizierung von Mitarbeitenden über den beruflichen Quereinstieg im Fokus der gemeinsamen Arbeitgeberkampagne der „Bahnen in NRW“. In diesem Jahr wollen die Unternehmen noch einmal 700 Qualifizierungsplätze für neue Triebfahrzeugführer/innen einrichten. Gleichzeitig erweitert sich der  Fokus auf den Nachwuchs und die duale Ausbildung. Beides ist jetzt und für die Zukunft wichtig.

Portrait von Heinrich Brüggemann (Verkehrsministerium NRW) Quote

Wir bilden im beruflichen Quereinstieg die Fachkräfte aus, die wir sofort brauchen. Die duale Berufsausbildung sichert den Nachwuchs für die Zukunft.

Heinrich Brüggemann

Fokus Bahn NRW


Neu ist aber, dass die Bahnen in NRW bei der dualen Berufsausbildung kooperieren?


Heinrich Brüggemann: Es gab schon vorher erste gemeinsame Angebote, aber jetzt wird ein Gesamtkonzept über drei Ausbildungsjahre umgesetzt. National Express, die Regiobahn und die Rath-Gruppe kooperieren bereits seit Beginn des laufenden Ausbildungsjahres. Im Herbst 2024 ist der erste unternehmensübergreifende Jahrgang mit neun Azubis gestartet. Die jungen Menschen lernen nicht nur in der Berufsschule zusammen, sondern auch in verschiedenen Praxisblöcken. Das macht diese Ausbildung besonders.


Wie funktioniert die unternehmensübergreifende Ausbildung? 


Heinrich Brüggemann: Um das Kooperationsmodell zu verstehen, muss man wissen, dass die Ausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ auf drei Säulen aufbaut. Die erste Säule ist die schulische Ausbildung im Berufskolleg, die zweite die praktische Ausbildung im Betrieb. Die dritte Säule bietet eine theoretische Begleitung durch die Eisenbahnverkehrsunternehmen und deren Bildungsträger. Hier werden fachspezifische Lernfelder und technische Grundlagen vertieft, zum Beispiel Kenntnisse zur betrieblichen Infrastruktur, die Planung und Durchführung von Verkehrsleistungen oder die Einleitung von Maßnahmen in Notfallsituationen. Durch die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit wird diese dritte Säule gestärkt, indem die Nahverkehrsbahnen unternehmensspezifische Leistungen zu gemeinsamen Unterrichtseinheiten machen. Die Regiobahn steuert zum Beispiel einen Praxisblock in der eigenen Werkstatt bei, National Express als Betreiber der RRX-Linien vermittelt Einblicke in die SPNV-Regiezentrale NRW und die Rath-Gruppe bietet mit der LUKAS-Akademie den Raum für fachspezifische Schulungen.


Welche Vorteile bringt die unternehmensübergreifende Ausbildung?


Heinrich Brüggemann: Die Nachwuchsförderung ist Bestandteil der neuen Verkehrsverträge, die bestimmte Ausbildungskontingente vorschreiben.  Dabei ist das Berufsbild „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ sehr breit angelegt. Eine qualifizierte Ausbildung, die in der Praxis alle Lehrinhalte abdeckt, ist für einzelne  Eisenbahnverkehrsunternehmen schon eine Herausforderung. Hier setzt die Kooperation in den überbetrieblichen Unterrichtsblöcken an. Jedes Unternehmen steuert spezifische Kompetenzen bei, ob Werkstatt, Disposition oder Unfallverhütung. Das stärkt die Ausbildungsqualität in den einzelnen Unternehmen und erweitert zugleich die Ausbildungskapazitäten der gesamten Branche. Ich denke auch, dass  die Ausbildung für junge Menschen, die bereits eine hohe Grundmotivation für die Mobilitätswende haben, noch einmal attraktiver wird. Eisenbahner/innen im Betriebsdienst haben in der Bahnbranche grundsätzlich sehr gute Karrierechancen.

In der unternehmensübergreifenden Ausbildung lernen die Nachwuchskräfte nicht nur ein Bahnunternehmen, sondern das System SPNV kennen – und zwar von Anfang an.

Heinrich Brüggemann

Fokus Bahn NRW

Quote

Wie unterstützt Fokus Bahn NRW die Eisenbahnverkehrsunternehmen bei dieser Zusammenarbeit?


Heinrich Brüggemann: Fokus Bahn NRW unterstützt die Eisenbahnverkehrsunternehmen in der gemeinsamen  Ausbildung vor allem durch koordinative Aufgaben. Wir fragen Recruitingbedarfe ab, schaffen Austauschformate für die Unternehmen untereinander und mit den Berufskollegs, helfen bei der Planung der gemeinsamen Praxisblöcke. Die unternehmensübergreifende Ausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ baut auf den bewährten Strukturen der Zusammenarbeit von Fokus Bahn NRW auf.


Duale Berufsausbildung

Die Bahnen in NRW bieten die Ausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ in der Fachrichtung Lokführer und Transport an.
Die Ausbildungsdauer beträgt nach Ausbildungsordnung drei Jahre.

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