Charité-Studie: Fahrgäste in Bus und Bahn tragen kein erhöhtes Risiko einer Corona-Infektion

Eine junge Frau steht mit einer FFPs-Maske an einem Bahnsteig

Programm

11. Mai 2021

Eine neue Studie der Charité Research Organisation (CRO) legt wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse zur Infektionsgefahr im ÖPNV vor. Danach ist das konkrete Risiko einer Ansteckung mit dem Coronavirus für Bus- und Bahnpendler/innen nicht höher als für Pkw-, Motorrad- oder Radfahrer/innen – vorausgesetzt, dass Hygiene- und Schutzmaßnahmen, Abstandsregeln und Maskenpflicht beachtet werden.


Die regelmäßige Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist im Vergleich zum Individualverkehr nicht mit einem höheren Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion verbunden. Zu diesem Ergebnis kommt eine weitere Studie der Charité Research Organisation (CRO). Das unabhängige Forschungsinstitut hatte bereits im Sommer 2020 das Infektionsgeschehen unter Mitarbeiter/innen im Fernverkehr der Deutschen Bahn untersucht. Schon in dieser Untersuchung gab es keine Anhaltspunkte für eine erhöhte Ansteckungsgefahr im Bahnverkehr. Das konnte jetzt durch eine im Mobilitätssektor bislang einmalige, epidemiologische Studie unter Pendlerinnen und Pendlern bestätigt werden.


Pendler-Vergleich im Rhein-Main-Verkehrsverbund

Dabei wurde die Infektionsgefahr von Fahrgästen nicht unter Laborbedingungen oder auf Grundlage statistischer Berechnungen berechnet, sondern im Rahmen alltäglicher Fahrten zur Arbeit, Ausbildung oder Schule. Dafür haben die Wissenschaftler/innen der CRO seit Februar 2021 über fünf Wochen lang insgesamt 681 freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 16 bis 65 Jahren im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) begleitet. Diese wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und annähernd gleich auf die beiden Gruppen ÖPNV und Individualverkehr aufgeteilt. Alle Teilnehmerinnen wurden zu Beginn und am Ende der Studie auf eine akute oder überstandene Corona-Infektion medizinisch untersucht. Während des Studienzeitraums führten sie ein digitales Tagebuch, über das zusätzlich zum konkreten Mobilitätsverhalten auch Kontakte, Erkältungssymptome oder die Einhaltung von Hygieneregeln im ÖPNV festgehalten wurden.


Infektionsrisiken sind unabhängig vom Verkehrsmittel

Die Wissenschaftler/innen der CRO konnten in der abschließenden Auswertung zwischen der Nutzung von ÖPNV und Individualverkehr keine Unterschiede im Hinblick auf ein mögliches erhöhtes Infektionsrisiko feststellen. Mit der regelmäßigen Nutzung von Bussen und Bahnen verbindet sich keine höhere Ansteckungsgefahr. Auch im Vergleich verschiedener Verkehrsmittel des ÖPNV zeigte die Studie keine Unterschiede auf. Die zum Zeitpunkt der Untersuchung gültigen Schutzmaßnahmen, also die FFP2-Maskenpflicht, ausreichende Abstände und gute Durchlüftung der Fahrzeuge im ÖPNV waren auf Basis der Studienergebnisse wirksam.


Perspektiven für den SPNV in der Coronakrise

Die CRO-Studie eröffnet neue Perspektiven für den SPNV in der Coronakrise. Sie wurde im Auftrag der Bundesländer und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) durchgeführt. An der Finanzierung beteiligen sich die Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Umfangreiche Informationen zum Studiendesign und die detaillierten Ergebnisse finden sich auf der Website besserweiter.de.