Aufgabenträger stellt die Weichen für mehr Stabilität

Zukunft Wettbewerb
06. Februar 2025
Der NWL will verlässliche Perspektiven für die eurobahn und den SPNV schaffen
Die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen SPNV-Betrieb werden durch den anhaltenden Fachkräftemangel, rasante Marktveränderungen sowie enorme Verteuerungen, beispielsweise bei Energie- und Lohnkosten, deutschlandweit immer schwieriger – und für die eurobahn zu einer besonderen Herausforderung, nachdem sich der französische Mutterkonzern Keolis 2021 aus dem deutschen Bahnmarkt zurückgezogen und sich kein neuer Gesellschafter gefunden hat. Wegen Personalmangels musste das Unternehmen im vergangenen Jahr vorübergehend zahlreiche Verbindungen in Westfalen-Lippe einstellen. Daher verstärkte der NWL als Aufgabeträger sein Risikomanagement. Jetzt zeichnet sich eine konkrete Lösung ab: Der NWL will die eurobahn zeitlich befristet übernehmen. Nach den 16 Kreisen und den drei kreisfreien Städten in Westfalen-Lippe hat auch die Verbandsversammlung am 30. Januar 2025 der Interimsübernahme zugestimmt. Somit kann in den kommenden Monaten der weitere Prozess bis zum geplanten Eigentümerwechsel vollzogen werden.

Wir geben der eurobahn und ihren Mitarbeitenden eine Perspektive und sorgen für unsere Fahrgäste in Westfalen-Lippe für verlässliche Bahn-Verkehre.
Joachim Künzel
Geschäftsführer NWL
Wir schaffen die Voraussetzung für ein stabiles Angebot. Wir brauchen wieder Zuverlässigkeit, um das Vertrauen der Menschen in den Nahverkehr zu stärken.
Matthias Goeken
Vorsitzender der Verbandsversammlung des NWL

Bestmögliche Handlungsoption
Nach einer umfassenden Risikoprüfung durch Juristen und Wirtschaftsprüfer gilt die Interimsübernahme der eurobahn durch den NWL als bestmögliche Handlungsoption, um das SPNV-Angebot in Westfalen-Lippe mittelfristig zu stabilisieren und finanzielle Risiken für alle Beteiligten zu minimieren. Der vorübergehende Trägerwechsel der eurobahn bedarf jetzt der Genehmigung durch die Bezirksregierung Arnsberg als zuständiger Aufsichtsbehörde. Im nächsten Schritt werden die Gesellschaftsverträge aufgesetzt. Als Interimgesellschafter übernähme der NWL zu 100 Prozent die Gesellschaftsanteile der eurobahn. Die eurobahn GmbH & Co. KG könnte dann ab Anfang April 100-prozentige Tochter des NWL werden. Das operative Geschäft verbliebe damit bei der eurobahn. Aufgabe des NWL wäre in erster Linie die Überwachung und das Controlling der Unternehmenssteuerung.
In der Folge kann der NWL in Abstimmung mit den Verkehrsvertragspartnern (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen, Provinz Overijssel) und in Übereinstimmung mit dem Europarecht die defizitären Verkehrsverträge anpassen und damit die wirtschaftliche Basis der eurobahn erheblich verbessern. So kann das Unternehmen wieder besser am Markt bestehen und attraktiv für interessierte Käufer werden. Nach Anpassung der Verträge soll die eurobahn in einem Wettbewerbsverfahren möglichst ab 2027 wieder an einen Investor veräußert werden.
Die Interimsübernahme der eurobahn durch den NWL bietet Chancen für ein zukunftsorientiertes Agieren im Wettbewerb, indem Verkehrsverträge reaktionsfähiger gestaltet werden – eine zentrale Aufgabe, die auch im Projekt „Fokus Zukunft Wettbewerb“ bearbeitet wird.
Die eurobahn
Die eurobahn ist der wichtigste Betreiber von SPNV-Leistungen in Westfalen-Lippe und beschäftigt rund 900 Mitarbeitende. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen ist mit 30 Prozent Marktanteil, was einem Volumen von rund zwölf Millionen Zugkilometern entspricht, der größte Leistungserbringer im Gebiet des NWL.