5 Fragen an … Thomas Nückel, Vorsitzender des Verkehrsausschusses NRW

Vogelperspektive eines Bahnhofsvorplatzes über den viele Menschen gehen.

Fahrgast

12. Dezember 2019

Welchen Herausforderungen sich die Initiative Fokus Bahn NRW stellen muss und wie Politik und Unternehmen auf die Marktentwicklung im SPNV reagieren sollten, verrät der Vorsitzender des Verkehrsausschusses NRW Thomas Nückel (FDP) im Interview.


NRW ist das einzige Bundesland, in dem die Aufgabenträger und die konkurrierenden Bahnbetreiber sich zusammengeschlossen haben, um die Herausforderungen des SPNV gemeinsam anzugehen. Welche Aufgaben sollten aus Ihrer Sicht für Fokus Bahn NRW oberste Priorität haben?


Thomas Nückel: Fokus Bahn muss erst noch zeigen, dass es die in diesen Zusammenschluss gelegten Erwartungen auch erfüllen kann. Die Kündigung des S-Bahnvertrages im Ruhrgebiet – weil das Eisenbahnverkehrsunternehmen Keolis offenbar nicht die erforderliche Anzahl von Triebfahrzeugführern zusammenbekam – hätte eigentlich nicht geschehen dürfen, wenn Fokus Bahn NRW funktionieren würde. Einen besseren Umgang mit der Frage der Personalausstattung hat für mich deshalb oberste Priorität für Fokus Bahn NRW.


Thomas Nückel in schwarzem Anzug und weißem Hemd gestikuliert. Quote

Bei allen Mängeln, die täglich zu kritisieren sind, ist gleichwohl festzustellen: Es gibt mehr Verkehr und bessere Leistung. Zur alten Staatsbahn gibt es kein Zurück.

Thomas Nückel

Vorsitzender des Verkehrsausschusses NRW

Bei SPNV-Ausschreibungen entscheidet in der Regel der Preis. Könnten Sie sich einen eher qualitativen Wettbewerb der Konzepte vorstellen, bei dem das innovativste Mobilitätsangebot den Zuschlag erhält?


Thomas Nückel: Absolut. Bereits heute kennen Ausschreibungsverfahren etwa im Baubereich den wettbewerblichen Dialog. Wir müssen klar hin zu einem auf Qualität abgestützten Wettbewerbsverfahren. Zudem sollten kreative Lösungen und Alternativvorschläge der Verkehrsunternehmen Berücksichtigung finden können.


Fokus Bahn NRW möchte unter anderem mehr Frauen und mehr Migranten für die Arbeit im Führerstand gewinnen. Halten Sie das für wichtig oder würden Sie anderen Zielgruppen den Vorrang geben?


Thomas Nückel: Dem Bahnvorstand und -Aufsichtsrat würde ich gerne ein paar mehr Frauen verpassen. Das wäre angesichts der aktuellen Querelen im Bahntower vielleicht auch ein Lösungsansatz. Ansonsten sollte der Führerstand allen offen stehen, die bereit sind, in relativ selbständiger Arbeitsweise Verantwortung zu übernehmen und einen für unser Land wichtigen Job zu erledigen. Gerade für Menschen mit Migrationshintergrund eröffnet der enorme Bedarf eine hervorragende Berufsperspektive, das ist keine Frage.