„Wir erreichen Monat für Monat viele hundert Menschen, die großes Interesse an einem Quereinstieg haben.“

Ein Stand der "Bahnen in NRW" auf einer Jobmesse. Ein Interessent spricht mit einer Mitarbeiterin.

Arbeitgeber

23. Januar 2024

Gezielte Beratung für den beruflichen Quereinstieg

Im Rahmen der Beschäftigungsoffensive hat Fokus Bahn NRW eine zentrale Bewerberberatung eingerichtet. Barbara Tünnemann vom Programmbüro stellt die neue Maßnahme vor.


Mobilität ist ein Wachstumsfeld und der Personalbedarf bei den öffentlichen Verkehrsunternehmen in Deutschland bleibt ungebrochen hoch. „Für den SPNV in NRW benötigen wir in den kommenden Jahren einige hundert Lokführerinnen und Lokführer und bieten allein in diesem Jahr 650 Kursplätze für Qualifizierungen an“, berichtet Barbara Tünnemann. Um die Eisenbahnverkehrsunternehmen bei der Personalgewinnung zu unterstützen, hat die Leiterin des Programmbüros Fokus Bahn NRW eine persönliche Beratung für interessierte Bewerberinnen und Bewerber eingerichtet. Im Interview erklärt sie, warum dieser zentrale Service wichtig und hilfreich ist.


Seit gut drei Monaten bietet das Programmbüro Fokus Bahn NRW Interessenten eine Erstberatung für den Quereinstieg in die Bahnbranche an. Welches Ziel verbinden Sie mit dieser Maßnahme?


Barbara Tünnemann: Die Idee zur zentralen Bewerberatung ist im Rahmen der Beschäftigungsoffensive entstanden und zielt zunächst auf die Entlastung der Personal- und Recruitingteams bei den Nahverkehrsbahnen, die gerade angesichts der Vielzahl an Kursangeboten und eines erfreulich großen Zulaufs an Bewerberinnen und Bewerbern an ihren Kapazitätsgrenzen arbeiten. Wir erreichen aktuell Monat für Monat viele hundert Menschen mit sehr verschiedenen Berufs- und Lebenserfahrungen, die ein großes Interesse am Quereinstieg, aber auch viele Fragen dazu haben. Diese Menschen brauchen schnell einen persönlichen Ansprechpartner, damit sie für sich die richtige Entscheidung treffen und das passende Qualifizierungsangebot finden können. Dank der Beschäftigungsoffensive des Landes konnten wir nun, zunächst testweise im Programmbüro, eine solche Anlaufstelle schaffen – und sie wird sehr gut angenommen.

Portrait von Barbara Tünnemann Quote

Wer meint, man mache als Lokführer einfach nur einen Führerschein, dem raten wir ab. Denn eine erfolgreiche Ausbildung erfordert viel Lerndisziplin und der Beruf ist mit viel Verantwortung verbunden.

Barbara Tünnemann

Programmbüro Fokus Bahn NRW / Zentrale Bewerberberatung


Mit welchen Fragen kommen interessierte Bewerberinnen und Bewerber auf Sie zu?


Barbara Tünnemann: Natürlich gibt es viele Detailfragen, etwa zu Gehalt und Finanzierungsmöglichkeiten, zur Dauer und zum Ablauf der Ausbildung oder zu den alltäglichen Arbeitsbedingungen in der Bahnbranche. Wichtig ist vor allem die Aufklärung über die hohen Anforderungen, die sich mit der Qualifizierung zur Lokführerin bzw. zum Lokführer verbinden.


Zugleich fungiert die Bewerberberatung als persönlicher Guide durch die Vielzahl der Qualifizierungsmöglichkeiten in der Bahnbranche. Beispielsweise ist der Beruf der Kundenbetreuerin bzw. des Kundenbetreuers im Nahverkehr noch wenig bekannt. Außerdem ist es für viele Interessenten angesichts verschiedener Verkehrsunternehmen und externer Kursanbieter nicht ganz einfach, sich zurecht zu finden. Als unternehmensübergreifende Brancheninitiative können wir unabhängig beraten, Interessenten einen guten Überblick über Kursangebote geben und sie auch gezielt an ein Bahnunternehmen vermitteln, das möglichst zeitnah einen passenden Kurs bereitstellt.


Nun sucht jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen händeringend nach Fachkräften. Die Konkurrenz um passende Bewerberinnen und Bewerber ist hoch. Wie passt das zu einer zentralen Bewerberberatung?


Barbara Tünnemann: Der Fachkräftemangel trifft nicht nur ein einzelnes Unternehmen, sondern die gesamte Branche und das System Bahn. Deshalb arbeiten die Nahverkehrsbahnen in NRW bei der Personalgewinnung seit Jahren konsequent zusammen – und Fokus Bahn NRW entwickelt dafür die passenden Maßnahmen, zum Beispiel unternehmensübergreifende Kurse zur Ausbildung von Lokführerinnen und Lokführern. Die Nahverkehrsbahnen können so gerade an kleinen Standorten, wo sich ein unternehmenseigener Kurs kaum lohnen würde, Personal gewinnen und Qualifizierungen anbieten. Diese Kurse sind sehr gefragt und hier ist eine zentrale, vorgeschaltete Bewerberberatung hilfreich. Denn sie filtert und kanalisiert den Interessentenstrom. Da muss nicht jedes Unternehmen einzeln prüfen, welche Voraussetzungen die Bewerberinnen und Bewerber mit sich bringen, ob beispielsweise die Sprachkenntnisse ausreichend sind oder zunächst einer unserer Fachsprachkurse besucht werden sollte. Das alles kann ein vorgeschaltetes Beratungsgespräch ermitteln – und die Recruitingteams können sich ganz auf die Eignung der Bewerberinnen und Bewerber für ihr Unternehmen konzentrieren.


Hier lassen sich einige Synergien erschließen und die Beschäftigungsoffensive gibt uns die Möglichkeit, dieses Potenzial auszuloten. Zunächst aber sorgt die zentrale Bewerberberatung dafür, dass niemand, der sich für den Einstieg in die Bahnbranche interessiert, mit seinen Fragen allein bleibt oder aufgrund von Wartezeiten im Bewerbungsprozess verloren geht. Davon allein schon profitiert das System Bahn, letztendlich also alle Unternehmen.