Präsent, sicher, stark: Die Sicherheits-Teams in NRW

Zwei Männer in gelben Sicherheitswesten steigen in einen roten Zug ein.

Sicherheit

05. Juli 2023

Neongelbe Warnweste, fester Schritt und da, wenn man sie braucht: Seit Dezember 2022 sind zehn neue Sicherheitsteams auf den Bahnen in NRW unterwegs. Am wichtigsten bei ihrem Umgang mit Fahrgästen? Deeskalation und Erfahrung, sagt Michael Lindemann, Geschäftsführer der Stölting Trainservice GmbH.


„Wenn wir auf die letzten Jahre zurückschauen, dann haben sich die regionalen und zeitlichen Schwerpunkte sicherheitsrelevanter Vorfälle nicht groß geändert – sehr wohl aber die Intensität. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir die Maßnahmen entsprechend anpassen“, erklärt Michael Lindemann. Als Geschäftsführer der Stölting Trainservice GmbH verantwortet er die Sicherheitsteams NRW, die landesweit im Auftrag der SPNV Aufgabenträger und mit einer Förderung durch das MUNV in den Zügen verschiedener Nahverkehrsbahnen unterwegs sind.


Qualifiziertes Personal im Einsatz

Die neuen Sicherheitsteams sind besonders geschult und ganz spezifisch auf ihren Einsatz vorbereitet worden. Laut Vorgabe des Landes Nordrhein-Westfalen dürfen in öffentlichen Verkehrsmitteln nur Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingesetzt werden, die über eine bestimmte Qualifikation verfügen: eine sechsmonatige Vollzeitqualifizierung als Sicherheits- und Servicekraft ÖPNV.

Portrait von Michael Lindemann, Geschäftsführer der Stölting Trainservice GmbH Quote

Wer Qualität erhöhen will, muss auch in Qualität investieren. Deswegen gehen wir im Auftrag des VRR über diese Grundvoraussetzung hinaus und setzen ausschließlich ‘Fachkräfte für Schutz und Sicherheit‘ ein. Dahinter steht eine dreijährige Vollzeitausbildung, also ein in Deutschland anerkannter Lehrberuf.

Michael Lindemann

Geschäftsführer der Stölting Trainservice GmbH


Erfahrung und Qualifikation zeigt Erfolge

Diese Qualifikation zahlt sich ebenso aus wie eine konkrete Spezialisierung. „Jemand, der bei uns für die Sicherheit auf den Zügen verantwortlich ist, steht nicht am nächsten Tag im Stadion und muss dort den Eingang überwachen – oder umgekehrt. Unsere Sicherheitskräfte sind für einen konkreten Einsatz ausgebildet worden, auf den sie sich voll konzentrieren können“, betont Lindemann.


Das ist im Umgang mit neuen Situationen besonders wichtig. „Viele unserer Mitarbeitenden sind schon jahrelang dabei und können Situationen sehr schnell einschätzen. Was passiert gerade? Wird das ernst? Soll ich so früh eingreifen?“, so Lindemann weiter. Laut interner Statistiken konnten Gefahrensituationen und Auseinandersetzungen verringert werden. Damit habe sich auch die Zahl der Arbeitsunfälle deutlich reduziert. „Was unsere Teams dürfen, ist gesetzlich geregelt – doch natürlich gibt es immer einen Ermessensspielraum und hier zahlt sich die Erfahrung aus. Beispielsweise ab welchem Punkt es notwendig ist, die Bundespolizei hinzuzurufen. Der eigentliche Schwerpunkt unserer Arbeit ist es also, Präsenz zu zeigen ¬– das reicht in vielen Fällen schon aus“, erklärt Lindemann.


Warum wird im öffentlichen Nahverkehr so häufig von subjektiver Sicherheit gesprochen?


Michael Lindemann: Objektiv betrachtet zählen Bus und Bahn zu den sichersten Verkehrsmitteln. Das zeigen zahlreiche Studien und Statistiken. Für viele Fahrgäste – und das ist auch verständlich – zählt aber das Gefühl, wenn Sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind. Sie werden eine andere Wahrnehmung haben, wenn Sie zwischen vielen Pendlerinnen und Pendlern sitzen, die auf dem Weg zur Arbeit sind, als wenn Sie nachts allein fahren und die einzigen anderen Fahrgäste zwei alkoholisierte Personen sind. Auch wenn Sie in beiden Fällen keinen Kontakt zu den Fahrgästen haben und alles gleich abläuft, fühlen Sie sich bei der Nachtfahrt unsicherer.


Welche Faktoren stärken die Sicherheit im öffentlichen Verkehr?


Michael Lindemann: Ein großer Sicherheitsfaktor ist tatsächlich die Frequenz – also die Frage, wie gut ÖPNV und SPNV in der jeweiligen Region angenommen werden. Beispielsweise war ich vor ein paar Jahren in Hamburg unterwegs und bin nachts mit der S-Bahn gefahren. Es waren auch um zwei Uhr noch ganz viele Leute unterwegs - und das vermittelt ein ganz anderes Gefühl.