Das Fußball-Erlebnis beginnt mit guter Laune in der Bahn

Ein Fußball der in ein Netz geschossen wird.

Sicherheit

05. September 2023

Seit Start der neuen Bundesliga-Saison sind im Fußball-Hotspot NRW wieder zigtausende Fans in den Nahverkehrsbahnen unterwegs. Sonderzüge tragen zur Entlastung des Reiseverkehrs an den Spieltagen bei.


Wohl kaum eine Sportart bewegt so viele Menschen wie der Fußball: In jeder neuen Spielsaison machen sich Zigtausende jedes Wochenende auf, um ihre Mannschaft im Stadion anzufeuern. An den Spieltagen in Nordrhein-Westfalen sind bis zu 160.000 Zuschauerinnen und Zuschauer unterwegs, viele von ihnen mit regulären Nahverkehrsmitteln. Da kann es zu Konflikten kommen, wenn Fangruppen und andere Fahrgäste aufeinandertreffen. Hier setzt Nordrhein-Westfalen mit dem Verkehrsvertrag „Sonderzüge NRW“ auf eine gezielte Entzerrung des Reiseverkehrs. Bereits seit 2018 fährt die TRI Train Rental GmbH im Auftrag der SPNV-Aufgabenträger VRR, go.Rheinland und NWL die bestellten Entlastungszüge zu Groß- und Sportveranstaltungen. TRI-Strategieleiter Henrik Feldmann erklärt, wie Fußballfans und andere Fahrgäste möglichst konfliktfrei miteinander reisen können.


Seit einem Jahr finden wieder Fußballspiele und Großveranstaltungen statt. Wie viele Sonderzüge fährt TRI derzeit in NRW?


Henrik Feldmann: Tatsächlich ist der Spielverkehr schon früher wieder angelaufen, denn die Stadien wurden ja im Frühjahr 2022 wieder geöffnet. Zuvor hatten wir Pandemieerfahrungen gesammelt und zum Fußballspiel „Düsseldorf <> Paderborn“ bereits im Oktober 2021 den ersten Zug mit halber Fahrgastzahl und strenger Sitzplatzzuteilung durch die Fanbetreuung gefahren. In der Fußball-Sommerpause fanden dann die ersten Großveranstaltungen statt, und unsere Verstärkerzüge waren auf verschiedenen RE-, RB- und S-Bahnlinien im Einsatz. Rein rechnerisch hatten wir 2022 im Fußballverkehr 44 Fahrtenpaare, das entspricht ungefähr einem Fahrtenpaar je Spieltag. Bei Großveranstaltungen und Messen waren wir im vergangenen Jahr immerhin 173 Mal in NRW unterwegs: teils auf Kurzstrecken, teils als Linienverstärker, so etwa an den Adventssamstagen auf der Strecke des RE 1 (RRX) zwischen Köln und Dortmund. Für 2023 liegen die Bestellungen der SPNV-Aufgabenträger auf ähnlich hohem Niveau.


Randalierende Fans, die Züge und Bahnhöfe in NRW zeitweise lahmlegen, sind in nahezu jeder Fußball-Saison ein Medienthema: Bemerken Sie das so auch in Ihren Sonderzügen?


Henrik Feldmann: Es gibt einige Vereine, deren Fans sehr „erlebnisorientiert“ handeln und in einer vermeintlichen Euphorie zu Vandalismus neigen. Davon waren wir leider einige wenige Male auch schon betroffen. Einmal wurden an einem einzigen Spieltag 9 von 16 Wagen so stark beschädigt, dass diese länger ausfielen. Die Kosten dafür tragen wir selbst, da gibt es keine Versicherung. Selbstverständlich bringen wir Straftaten in unseren Zügen ausnahmslos zur Anzeige. Vor allem aber setzen wir auf Prävention. Die Bundespolizei begleitet nach aktuellen Lagebildern einzelne Züge und wir als Unternehmen haben ein Deeskalationskonzept entwickelt, das bei den Fans sehr gut greift.

Portrait von Henrik Feldmann, Leiter Strategie und Vertragsmanagement TRI Train Rental GmbH Quote

Egal ob im Sportverkehr, bei Linienverstärkern oder Großveranstaltungen – in unseren Zügen wenden wir unser „Gute Laune-Konzept“ an. Es beinhaltet die Schwerpunkte „Kommunikation“, „gegenseitiges Verständnis“ und „Deeskalation“. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dafür besonders geschult.

Henrik Feldmann

TRI Train Rental GmbH, Leiter Strategie und Vertragsmanagement


Was ist wichtig, damit Auseinandersetzungen zwischen Fußballfans und anderen Fahrgästen nicht eskalieren – oder besser gar nicht erst entstehen?


Henrik Feldmann: Wir setzen auf Deeskalation durch Kommunikation und gegenseitiges Verständnis. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben entsprechende Schulungen absolviert und verbreiten schon von Beginn an „Gute Laune“ in unseren Zügen. Sie sind unsere „Gute-Laune-Schaffner“ – diese Berufsbezeichnung gibt es nur bei TRI. Das klingt einfach, aber wirkt. Mit „Animateuren“ darf man sie allerdings nicht verwechseln, denn für die „Stimmung“ sorgen Fußballfans am liebsten selbst. Auch ist der Mensch ein soziales Wesen und immer in Interaktion mit anderen Menschen.


Und wie funktioniert das Gute-Laune-Konzept in der Praxis?


Henrik Feldmann: In regulären Verstärkerzügen sind meistens drei „Gute Laune-Schaffner“ an Bord, in den Entlastungszügen vor und nach einem Fußballspiel sind durchaus zehn Kolleginnen und Kollegen im Einsatz – schließlich fahren hier teilweise bis zu 1.000 Fans in einem Zug. Die Schlüssel unseres Konzepts sind Präsenz und gegenseitiges Vertrauen. Wir sind für unsere Fahrgäste ansprechbar, haben auch mal einen „lockeren Spruch“ auf den Lippen – natürlich immer der Stimmung des Publikums angepasst. Fußballfans begegnen wir anders als den Fahrgästen in den Verstärkerzügen auf einer RE-Linie, aber immer gleichermaßen freundlich. Wir fahren mit unserem „Gute-Laune-Konzept“ seit 2019 sehr gut, die Vandalismusvorfälle sanken bereits im ersten Jahr um 90 Prozent. Nach der langen Zeit der „Geisterspiele“ in den Pandemiejahren mussten wir zwar bei den Fans einen „Nachholeffekt“ mit erhöhter Aktivität feststellen, aber wir schauen positiv und gestärkt auf die neue Saison.


Wie einsatzbereit sind Sie beziehungsweise Ihre Sonderzüge zur EURO 24?


Henrik Feldmann: Selbstverständlich sind wir auch mit dem Thema der Europa-Fußballmeisterschaft 2024 vertraut. Um ein sicheres Reisen zur EURO 24 zu gewährleisten, gibt es bereits verschiedene Planungsgremien in Abstimmung mit den SPNV-Aufgabenträgern VRR, go.Rheinland und NWL. Wir stehen bereit für diese einmalige Zeit und freuen uns schon sehr darauf, Gäste aus ganz Europa an Bord unserer Züge begrüßen zu dürfen.