Neue Beschäftigungsoffensive für den SPNV NRW

Vier Personen sitzen auf einem Podium bei der Landespressekonferenz

Arbeitgeber

13. September 2023

Warum lohnt sich ein Quereinstieg bei den Bahnen in NRW? Vor der Landespressekonferenz in Düsseldorf warb Lokführerin Samantha Harrison für die neue Beschäftigungsoffensive von Fokus Bahn NRW. Mit 24 konkreten Maßnahmen will die Brancheninitiative mehr Mitarbeitende gewinnen und so das Angebot im Nah- und Regionalverkehr auf der Schiene langfristig stabilisieren. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Beschäftigungsoffensive mit 6 Millionen Euro.


Mehr Personal, eine spürbare Entlastung der Mitarbeitenden im SPNV und mehr Qualität in der Ausbildung und im Betrieb: So lauten die Ziele, die sich Fokus Bahn NRW mit der neuen Beschäftigungsoffensive gesetzt hat. Insgesamt 24 Maßnahmen sollen die Resilienz im Gesamtsystem SPNV stärken. Im Fokus stehen zunächst die unternehmensübergreifenden Qualifizierungen für Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern. Die Ausbildungskapazitäten im Jahr 2024 werden sieben auf 21 Kurse erweitert, damit stehen rund 265 Kursplätze zur Verfügung, 100 mehr als im Vorjahr. Zudem sollen mehr Fachkräfte für die Mitarbeit in den Leitstellen und die Kundenbetreuung gewonnen und qualifiziert werden. Das Maßnahmenpaket wird vom Land NRW mit einer einmaligen Förderung in Höhe von sechs Millionen Euro unterstützt, wie Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer vor der Landespressekonferenz am 13. September bekannt gab.


Samantha Harrison: Bewerben lohnt sich!

Samantha Harrison hat vor drei Jahren den Quereinstieg bei den Bahnen in NRW gewagt. Als Lokführerin bei National Express ist sie heute auf den Linien RE1 und RE11 unterwegs und das beste Beispiel für die Wirksamkeit der Ausbildungsstrategie von Fokus Bahn NRW. „Die ersten Wochen waren sehr neu für mich, ich habe noch nie was mit den Bahnen zu tun gehabt", beschrieb die gelernte Friseurin ihren Berufswechsel vor der Landespressekonferenz. „Ich muss aber ganz ehrlich sagen: Ich bin super gerne hier und fühle mich pudelwohl."


Dabei ist die angespannte Personallage auf der Schiene im SPNV in Zeiten von Deutschlandticket und Infrastrukturausbau in ihrem Berufsalltag spürbar. Nach letzten Erhebungen von Fokus Bahn NRW brauchen die Nahverkehrsbahnen allein in diesem Jahr noch rund 150 neue Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführer. Deshalb begrüßt und unterstützt Samantha Harrison die neue Beschäftigungsoffensive.

Samantha Harrison lächelt in die Kamera. Quote

Ich finde es wichtig, dass die Berufe auf der Schiene aufmerksamkeitsstark beworben werden, sonst hätte ich doch nie von meinem heutigen Traumjob erfahren. Deswegen bin ich heute hier und teile meine Erfahrungen. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen wie ich hier eine neue berufliche Zukunft finden und in der Bahnfamilie Fuß fassen können. Ein Neuanfang ist nie leicht – aber es zahlt sich aus!

Samantha Harrison

Triebfahrzeugführerin bei National Express


Fokus Bahn NRW ermittelt Belastungsfaktoren

Die angespannte Personallage trifft nicht nur die Bahnen in NRW, sondern den SPNV bundesweit. Zum Faktor des demografischen Wandels – bis 2027 werden allein in Nordrhein-Westfalen noch circa 20 Prozent der heutigen Lokführerinnen und Lokführer in Rente gehen – kommen die wachsenden Anforderungen durch die Mobilitätswende: Mehr Fahrgäste erfordern schon jetzt mehr Personal.


Gleichzeitig binden die umfangreichen, immer komplexer werdenden Baumaßnahmen im Schienennetz, ebenso wie akute Infrastrukturstörungen und die damit verbundene Organisation von Ersatzverkehren mehr personelle Ressourcen als je zuvor. Die tägliche Mehrbelastung verteilt sich auf zu wenigen Schultern. Alarmierend sind in diesem Zusammenhang die Krankenstände, die 2022 ein Rekordniveau von 15 Prozent unter Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern sowie Kundenbetreuerinnen und Kundenbetreuern erreicht haben. Fokus Bahn NRW hat vor diesem Hintergrund eine Befragung zu den persönlichen Belastungsfaktoren durchgeführt. Von den 1.500 teilnehmenden Bahnerinnen und Bahnern aller Berufsgruppen nannte die Mehrheit die herrschenden Infrastrukturprobleme – gefolgt vom Fachkräftemangel.

Viele unserer Leute sind am Ende ihrer Kraft. Durch die vielen Störungen und Baustellen im Streckennetz ist kaum noch etwas planbar, auch die eigene Freizeit nicht. Das darf nicht so weitergehen.

Marcel Winter

Geschäftsführer National Express & Programmleiter Fokus Bahn NRW

Marcel Winter spricht in ein Mikrofon Quote

Fokus Bahn NRW setzt auf Zusammenarbeit

Gemeinsam mit den Aufgabenträgern und den Nahverkehrsbahnen leistet Fokus Bahn NRW einen wichtigen Beitrag für eine adäquate Personalausstattung im SPNV. Seit Programmstart 2019 konnte die Anzahl ausgebildeter Lokführerinnen und Lokführer jährlich gesteigert werden. Bis 2023 wurden rund 490 neue Fachkräfte allein in den von Fokus Bahn NRW initiierten Kursen qualifiziert. Gleichzeitig verstärkten die Nahverkehrsbahnen ihre eigenen Anstrengungen im Bereich der Qualifizierung; zusätzlich erfolgten Einstellungen von ausgebildeten Triebfahrzeugführerinnen und Triebfahrzeugführern. Für die Beschäftigungsoffensive setzt Fokus Bahn NRW auf das Erfolgsprinzip der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit.

Joachim Künzel spricht auf der Landespressekonferenz Quote

Nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung aller beteiligten Akteure gelingt es uns, dem Fachkräftemangel auf der Schiene gezielt entgegenzuwirken.

Joachim Künzel

Geschäftsführer Nahverkehr Westfalen-Lippe & Programmleiter Fokus Bahn NRW


Zu sehen ist ein Lautsprecher.
Die wichtigsten Maßnahmen der Beschäftigungsoffensive

1. Qualifizierungskurse für Lokführer/innen 2024
2. neue Kurse für Kundenbetreuer/innen
3. Weiterbildungen für Disponent/innen
4. Ausbau von Fernlehrgängen
5. Ausbau fachspezifischer Sprachkurse
6. neues Qualifizierungsangebot in Teilzeit
7. Mentorenprogramme

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