Ausschreibungen in NRW: Zusammenarbeit im SPNV bleibt wichtig

Ein Mann steigt aus einem grünen Zug der S-Bahn Rhein-Ruhr.

Programm

19. Januar 2023

Die Betreiber für die ehemaligen Abellio-Strecken in Nordrhein-Westfalen stehen nahezu fest: Ab dem 10. Dezember 2023 erbringen DB Regio NRW, National Express und Transdev Rhein-Ruhr den Verkehr auf neun Linien.


In europaweiten Wettbewerbsverfahren wurden bis jetzt neun von insgesamt elf früheren Abellio-Linien neu vergeben. Zum nächsten Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 werden National Express, DB Regio NRW und Transdev Rhein-Ruhr den Betrieb aus der Notvergabe fortsetzen oder neu übernehmen. Die neuen Verkehrsverträge sehen Laufzeiten zwischen fünf und zehn Jahren vor. Für die Akteur/innen von Fokus Bahn NRW wichtig ist eine für die Fahrgäste reibungslose Fortsetzung der Verkehre. Wie nach dem Wechsel zum 1. Februar 2022 ist die Zusammenarbeit der Bahnbranche einmal mehr gefragt.


Um einen stabilen Betrieb sicherzustellen und insbesondere personalbedingte Ausfälle künftig zu vermeiden, bilden der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Regiobahn mit einer neuen Qualifizierung für 30 Quereinsteiger/innen einen Fachkräfte-Pool, der je nach Personalbedarf bei verschiedenen Bahnen in NRW zum Einsatz kommen kann. Weitere Ausbildungskurse für Triebfahrzeugführer/innen sind in Vorbereitung.


Neue Verkehrsverträge schließen an die Notvergabe an

Die jetzt neu geschlossenen Verkehrsverträge schließen unmittelbar an das Ende der Notvergabe an und beginnen am 10. Dezember 2023.

Rhein-Ruhr-Express: Teilnetz 1

Im RRX-Teilnetz 1 wird National Express die Linien RE 1 von Aachen bis Hamm und RE 11 von Düsseldorf bis Kassel-Wilhelmshöhe weiter betreiben und hier rund sieben Millionen Zugkilometer jährlich fahren. Der neue Verkehrsvertrag läuft zehn Jahre und endet im Dezember 2033 zeitgleich mit denen der weiteren RRX-Teilnetze.

S-Bahn Rhein-Ruhr: Teilnetz B

Im Teilnetz B der S-Bahn Rhein-Ruhr wird DB Regio NRW weiterhin die Linien S2, S3, S9, RE 49, RB 32 und RB 40 betreiben. Ergänzt wird das Netz um die neue Regionalexpresslinie RE 41 mit stündlichen Fahrten zwischen Bochum, Recklinghausen und Haltern am See. Alle sieben Linien umfassen eine Fahrleistung von rund 7,6 Millionen Zugkilometer im Jahr. Dieser Verkehrsvertrag hat eine Laufzeit von fünf Jahren bis Dezember 2028.

Der "Müngstener": S7

Bereits im September 2022 hat die Transdev Rhein-Ruhr GmbH den Zuschlag für den Betrieb der S-Bahnlinie S7 zwischen Wuppertal, Remscheid und Solingen mit jährlich rund 1,4 Millionen Zugkilometern erhalten. Das Unternehmen übernimmt am 10. Dezember 2023 den Betrieb aus der Notvergabe von VIAS Rail. Auch dieser Verkehrsvertrag läuft bis Dezember 2028, mit der Option auf eine Verlängerung bis 2031.


Rückblick und Ausblick: Von der Notvergabe zur Neuvergabe

Insgesamt 16 Jahre, einen Monat und einundzwanzig Tage war Abellio Rail NRW ein wichtiger Marktakteur im Schienenpersonennahverkehr Nordrhein-Westfalens. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen erbrachte zuletzt 20 Prozent der SPNV-Leistungen und war damit der zweitgrößte Anbieter im landesweiten Nahverkehr auf der Schiene. Sein Marktaustritt erforderte zum 1. Februar 2022 eine Notvergabe von elf SPNV-Strecken mit einem Volumen von 17,6 Millionen Zugkilometern pro Jahr, die bis zum 9. Dezember 2023 durch die Nahverkehrsbahnen DB Regio NRW, National Express und VIAS Rail bedient werden.


Im Anschluss starteten die Aufgabenträger VRR, NWL, go.Rheinland – für das RRX-Teilnetz 1 in Kooperation mit dem Nordhessischen Verkehrsverbund – europaweite Wettbewerbsverfahren. Die Ausschreibungen der Teilnetze und Linien, die Vergaben und die erneuten Betriebsübergaben werden in nur 23 Monaten organisiert. Üblicherweise stehen dafür mehrere Jahre zur Verfügung.

Verluste werden bekannt

Mai 2021

Das Verkehrsministerium der Niederlande und die Nederlandse Spoorwegen als alleiniger Gesellschafter der Abellio GmbH geben offiziell bekannt, dass das Unternehmen erhebliche Verluste einfahre.

Unter dem Schutzschirm

Juni 2021

Die Abellio GmbH tritt in ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren, das im September 2021 endet.

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Verkehrsverträge gekündigt

November 2021

Die drei Aufgabenträger für den SPNV Nordrhein-Westfalens – NVR, VRR und NWL – kündigen die Verkehrsverträge mit Abellio Rail NRW. Das Eisenbahnverkehrsunternehmen wird den Betrieb seiner Linien in NRW zum 31. Januar 2022 beenden.

Vorbereitung der Notvergabe

Dezember 2021

Mit Hochdruck bereiten die Aufgabenträger die Notvergabe der Abellio-Netze vor. Nach einer Vorlage des NRW-Verkehrsministeriums verursacht das vorzeitige Aus von Abellio in Nordrhein-Westfalen Mehrkosten von rund 167 Millionen Euro – 92,5 Millionen Euro im Jahr 2022 und 74,5 Millionen 2023. g.

Zur Vorlage

Weiterbeschäftigung im Fokus

3. Januar 2022

Die Akteur/innen im Landesprogramm Fokus Bahn NRW machen sich stark für die unmittelbare Weiterbeschäftigung der 1.100 Mitarbeitenden von Abellio Rail NRW. Am 1. Februar wechseln 97 Prozent der Beschäftigten zu den Betreibern, die im Rahmen der Notvergabe die Abellio-Netze übernehmen.

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"Wichtig für uns war aber nicht nur eine reibungslose Betriebsübergabe im Sinne der Fahrgäste, sondern auch die Weiterbeschäftigung der Bahnerinnen und Bahner. Der SPNV kann auf hochqualifiziertes Personal nicht verzichten, selbst wenn es Veränderungen im Markt gibt."

Karin Paulsmeyer, Stabsstelle Fokus Bahn NRW

Übergangsfahrplan

8. Januar 2022

Zur Organisation des Betreiberwechsels werden die früheren Abellio-Linien teilweise schon ab Mitte Januar bis zum 27. Februar 2022 nach einem Übergangsfahrplan mit reduziertem Angebot und Schienenersatzverkehren bedient. Diese Zeit wird für Schulungen der Abellio-Mitarbeiter/innen in den Systemen ihrer neuen Arbeitgeber/innen, für betriebliche Vorbereitungen wie die Trassenumstellung oder zur Anpassung der eingesetzten Triebzüge an die technischen Anforderungen der neuen Betreiber genutzt.

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Betrieb per Notvergabe

1. Februar 2022

Nach insgesamt sechzehn Jahren, einem Monat und einundzwanzig Tagen ist der Linienbetrieb durch Abellio Rail NRW beendet. Per Notvergabe übernehmen DB Regio NRW, National Express und VIAS Rail elf SPNV-Linien mit einem Volumen von 17,6 Millionen Zugkilometern im Jahr. Bis Dezember 2023 bedient DB Regio NRW das Teilnetz der S-Bahn Rhein-Ruhr mit den Linien S2, S3, S9, RE 49, RB 32 und RB 40 sowie das Ruhr-Sieg-Netz mit den Linie RE 16, RB 46 und RB 91. National Express hat den Betrieb der RRX-Linien RE 1 und RE 11 übernommen. VIAS Rail fährt im Niederrhein-Netz auf den Linien RE 19 und RB 35 sowie auf S-Bahn-Linie S7 („Der Müngstener) im Bergischen Land.

Positive Bilanz

1. März 2022

Einen Monat nach der betrieblichen Übergabe können die Aufgabenträger, die Stabsstelle Fokus Bahn NRW und die Programmleitung eine positive Bilanz ziehen.

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"Für die gesteckten Ziele der Verkehrswende brauchen wir einen leistungsstarken, verlässlichen und modernen SPNV, der die Menschen zum Mitfahren überzeugt. Die gewonnenen Erfahrungen dieser Notvergabe können in die zukünftige Gestaltung des SPNV in Nordrhein-Westfalen einfließen."

Marcel Winter, Geschäftsführer National Express und Co-Programmleiter Fokus Bahn NRW

Sichere Arbeitsplätze

11. Mai 2022

Peter Bosse, ehemaliger Personalchef von Abellio Rail NRw, ist mit 240 Mitarbeiter/innen zu VIAS Rail gewechselt; nun ist er dort als Geschäftsleiter Personal SPNV tätig. Im Gespräch mit Fokus Bahn NRW zieht er Bilanz aus dem Betreiberwechsel und nimmt Ausblick auf die Zukunft des Wettbewerbs im SPNV.

Zum Interview

Tarifvertragliche Arbeitsverhältnisse stehen bei einem Betreiberwechsel im Schienenpersonennahverkehr eigentlich nie zur Disposition. Insgesamt kann der SPNV auf gut qualifiziertes Personal nicht verzichten. Der Fachkräftemangel trifft inzwischen alle Bereiche der Branche und das Versprechen auf einen zukunftssicheren Arbeitsplatz bleibt bestehen.

Peter Bosse, Geschäftsleiter Personal SPNV bei VIAS Rail

Wettbewerbsverfahren starten

Sommer 2022

Schon parallel zum Betreiberwechsel im Rahmen der Notvergabe organisieren die Aufgabenträger für den SPNV in Nordrhein-Westfalen die neuen Wettbewerbsverfahren für die fünf früheren Abellio-Netze. Die europaweiten Ausschreibungen werden in den Sommermonaten 2022 sukzessive im EU-Amtsblatt veröffentlicht.

"Müngstener" wird vergeben

27. September 2022

Das Vergabeverfahren für die S-Bahnlinie S 7 Wuppertal – Remscheid – Solingen ist abgeschlossen. Die Transdev Rhein-Ruhr GmbH wird den sogenannten Müngstener ab Dezember 2023 für zunächst fünf Jahre mit der Marke RheinRuhrBahn betreiben.

Qualifizierung von Lokführer/innen

Oktober 2022

Zur Vorbereitung auf den erneuten Betreiberwechsel in den früheren Abellio-Netzen starten der VRR und die Regiobahn als wettbewerbsneutraler Partner eine neue Qualifizierungsmaßnahme für Lokführer/innen. In einer zwölfmonatigen Umschulung werden rund 30 Quereinsteiger/innen zu Triebfahrzeugführerinnen ausgebildet.

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Vergaben an DB Regio NRW und National Express

17. Januar 2023

Die Aufgabenträger für den SPNV Nordrhein-Westfalens – für das RRX-Teilnetz in Kooperation mit dem Nordhessischen Verkehrsverbund – geben die Ergebnisse aus weiteren europaweiten Wettbewerbsverfahren bekannt. DB Regio NRW und National Express können den Betrieb nach der Notvergabe auf den RRX-Linien RE 1 und RE 11 sowie im Teilnetz B der S-Bahn Rhein-Ruhr fortsetzen. Das Vergabeverfahren für das Niederrhrein-Netz mit dem Rhein-IJssel-Express (RE 19) und der Emscher-Niederrhein-Bahn RB 35 ist noch nicht abgeschlossen.

Fortsetzung der Verkehre

10. Dezember 2023

Nach europawaweiten Wettbewerbsverfahren wird der Betrieb der früheren Abellio-Netze zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 noch einmal neu organisiert, die bestehenden Verkehre werden dabei fortgesetzt. Die Betreiber werden die Linien ab jetzt für Zeiträume zwischen fünf und zehn Jahren bedienen.