Fokus Bahn NRW zieht Bilanz aus der Beschäftigungsoffensive

Arbeitgeber
04. Februar 2025
Gezielte Maßnahmen können den Fachkräftebedarf im SPNV längerfristig decken
„Der Lokführerberuf ist für viele Menschen in Nordrhein-Westfalen so attraktiv wie nie zuvor. Viele Fachkräfte aus anderen Branchen suchen inzwischen den beruflichen Quereinstieg bei den Bahnen in NRW“, resümiert Karin Paulsmeyer, Leiterin der Stabsstelle Fokus Bahn beim Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW (MUNV) die Ergebnisse aus dem Teilprojekt „Ausbildung und Qualifizierung“. Gestärkt durch die mit sechs Millionen Euro geförderte Beschäftigungsoffensive des Landes , konnten im Zeitraum September 2023 bis Dezember 2024 26 Gemeinschaftskurse der Bahnen in NRW bereitgestellt werden; hier starteten 350 Teilnehmende ihre Qualifizierung als Lokführer/in. Über 150 weitere Bewerbende erhielten einen Platz in unternehmenseigenen Lokführer-Kursen der Nahverkehrsbahnen und kooperierender Bildungsträger. „Die Zahlen belegen den Erfolg der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit in Recruiting und Qualifizierung. Jetzt gilt es, durch gezielte Maßnahmen den Fachkräftebedarf in der Bahnbranche langfristig zu decken“, sagt Paulsmeyer. Dafür wollen die Nahverkehrsbahnen mit Unterstützung der SPNV-Aufgabenträger gemeinschaftlich noch einmal 700 Qualifizierungsplätze im Jahr 2025 einrichten. Darüber hinaus will Fokus Bahn NRW mit spezialisierten Bildungsträgern die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit ausbauen und dabei auch Angebote zur berufsgruppenspezifischen Weiterbildung schaffen.

Mehr Personal stabilisiert die Betriebslage im SPNV. Die Effekte der verstärkten Qualifizierungsaktivitäten werden zwar erst zeitversetzt spürbar, aber die Zugausfälle aufgrund von Personalmangel gehen schon langsam zurück.
Karin Paulsmeyer
Leiterin der Stabsstelle Fokus Bahn NRW, MUNV
Die wichtigsten Maßnahmen der Beschäftigungsoffensive
Mehr Personal, eine spürbare Entlastung der Mitarbeitenden im SPNV und mehr Qualität in der Ausbildung und im Betrieb: Das waren die Ziele der Beschäftigungsoffensive, die sich Fokus Bahn NRW im September 2023 gesetzt hatte. Um die Resilienz im Gesamtsystem SPNV zu stärken, wurden bis Dezember 2024 diese Maßnahmen umgesetzt:
Übergreifende Maßnahmen
- Das unternehmensübergreifende Recruiting der Bahnen in NRW wurde durch Auftritte auf sieben Jobmessen, vier weiteren Veranstaltungen wie Speed-Datings, 24 Infotage der Arbeitsagenturen sowie digitale Informationsveranstaltungen und Vermarktungen in den Sozialen Medien gestärkt. Über die zentralen Vermarktungsaktivitäten und die Vermittlung durch Arbeitsagenturen und Jobcenter wurden über 1.800 Bewerber/innen beraten und rund 1.500 an Eisenbahnverkehrsunternehmen oder Kursangebote von Fokus Bahn NRW vermittelt. Das erste eigene Recruitingformat, die KarriereSchiene erreichte über 500 interessierte Besucher/innen.
- Das ehrenamtliche Mentorenprogramm wurde als Unterstützungsmaßnahme für eine erfolgreiche Qualifizierung ausgebaut.
- Zur persönlichen Stärkung der Mitarbeitenden im alltäglichen Betrieb wurden gezielt Tagesschulungen aufgesetzt. Am „Deeskalationstraining“ nahmen 139 Mitarbeitende teil, sieben besuchten das neue Seminarangebot „Fit und gesund im Schichtdienst.“
- Das Angebot fachspezifischer Sprachkurse wurde mit drei Schulungsoptionen – intensiv, begleitend, individuell – neu konzipiert. Sechs Teilnehmende haben 2024 eine intensive Sprachschulung begonnen.
Maßnahmen für Lokführer/innen
- Für die Qualifizierung neuer Lokführer/innen wurden insgesamt 26 Kurse eingerichtet, davon elf über die Beschäftigungsoffensive. Hier begannen 350 Teilnehmende von Anfang September 2023 bis Dezember 2024 ihre Qualifizierung.
- Am 18. Oktober 2024 startete der Pilotkurs zur Qualifizierung von Lokführer/innen in Teilzeit.
- Die Nahverkehrsbahnen arbeiten zukünftig auch in der dualen Berufsausbildung „Eisenbahner/in im Betriebsdienst“ stärker zusammen. Im Herbst 2024 starteten neun Azubis die unternehmensübergreifende Ausbildung bei National Express, Regiobahn und Rurtalbahn.
- Für die Ausbildung neuer Lokführer/innen werden Fahrtrainer/innen gebraucht. Dafür wurde eine unternehmensübergreifende Weiterbildung konzipiert, die 2025 startet.
Maßnahmen für die Kundenbetreuer/innen im Nahverkehr
- Für die Qualifizierung von Kundenbetreuer/innen im Nahverkehr wurde ein einheitlicher Ausbildungsrahmenplan entwickelt. Aufgabenträger und Nahverkehrsbahnen haben dafür die grundlegenden Inhalte festgelegt.
- Eine modulare Basisqualifizierung wurde bereits mit drei Eisenbahnverkehrsunternehmen gemeinsam konzipiert.
- Die ersten beiden unternehmensübergreifenden Qualifizierungskurse für Kundenbetreuer/innen sind 2024 mit 24 Teilnehmenden gestartet.
- Parallel dazu wurde das schon bestehende Netzwerk mit Arbeitsagenturen und Bildungsträgern speziell für diese Berufsgruppe analysiert und gestärkt. Eine neue „Bildungsträgerlandschaftskarte“ bietet den Eisenbahnverkehrsunternehmen einen Überblick über regionale Partner.
Maßnahmen für Disponent/innen
- In Zusammenarbeit mit Eisenbahnverkehrsunternehmen und Bildungsträgern wurde eine neue Basisqualifizierung für Disponent/innen aufgesetzt. Vier Kurse mit insgesamt 32 Teilnehmenden fanden 2024 bereits statt.
- Aufbauend auf die Basisqualifizierung wurden Folgemodule konzipiert. Auch hier wurden 2024 bereits zwei Kurse durchgeführt.
- Um die Arbeit in den Leitstellen zu stärken, wurden zwei Kommunikationsworkshops durchgeführt.