Wie werden die Nahverkehrsbahnen pünktlicher?

Eine Person steht an einem Bahnsteig und hält ein Handy in den Händen. Darauf ist die Website "zuginfo-nrw" geöffnet. Am Gleis steht ein roter Doppeldecker-Zug.

Programm

23. Juni 2023

Fokus Bahn NRW begegnet den Herausforderungen im SPNV auf breiter Basis

Trotz steigender Fahrgastzahlen signalisieren die vierteljährlich erhobenen Qualitätskennzahlen kein Ende der angespannten Situation im SPNV Nordrhein-Westfalens. Jetzt sind konzertierte Maßnahmen für mehr Pünktlichkeit und eine bessere Betriebsqualität gefragt.


Die Fahrgastzahlen im SPNV NRW steigen wieder. Insgesamt 39,8 Millionen Fahrgäste zählte das Statistische Landesamt IT.NRW im dritten Quartal 2022 in den Nahverkehrsbahnen Nordrhein-Westfalens. Gegenüber 2021 ist das ein Anstieg von 43,1 Prozent – verglichen mit dem Zeitraum von Juli bis September 2019 sogar um 79,5 Prozent. Der Trend weist also klar Richtung Verkehrswende, doch die Freude darüber ist getrübt. Denn die Pünktlichkeit im landesweiten SPNV ist im vergangenen Jahr eingebrochen wie nie zuvor. Das zeigen die vierteljährlich erhobenen Qualitätskennzahlen. Nachdem im Jahresmittel 2021 noch 84,2 Prozent aller Zugfahrten pünktlich waren, sank die Quote auf zuletzt 77,5 Prozent im vierten Quartal 2022. Dabei fließen nur Verspätungen von mehr als 3:59 Minuten in die Messungen ein. Hinzu kommen die im Fahrtausfälle, die gesondert erfasst werden. 9,1 Prozent der bestellten Verkehrsleistungen fielen im vierten Quartal 2022 vorhersehbar, vor allem aufgrund von Baustellen, aus. Weitere 5,8 Prozent der erfassten Ausfälle allerdings waren nicht vorher zu sehen. In Summe macht das 14,9 Prozent.


Darum ist die Situation im SPNV so angespannt

Die Gründe für die angespannte Situation auf der Schiene sind in NRW gut ermittelt: Die Kombination aus Infrastrukturschäden, Fahrzeugstörungen und Personalmangel lässt nahezu jeden Betriebstag für die Nahverkehrsbahnen und ihre Fahrgäste zu einer Herausforderung werden. Die Instandhaltung der Infrastruktur ist spätestens seit den Hochwasserschäden im Sommer 2021 zum Kraftakt geworden. Der immer größere Umfang und die Komplexität notwendiger Baustellen machen die Organisation von Schienen- und Schienenersatzverkehren immer aufwändiger. Fehlende personelle Ressourcen verschärfen die Problematik insbesondere in Grippe- und Erkältungszeiten. So waren in Herbst und Winter 2022 zwischen 37 und 55 Prozent der nicht vorhersehbaren Ausfälle dem Fachkräftemangel geschuldet.


So will die Bahnbranche den SPNV stärken

Auf dem Weg zur Klimaneutralität weist die Politik dem SPNV eine Schlüsselrolle zu. Er gilt als Rückgrat der Mobilitätswende. Damit er diese Aufgabe erfüllen kann, ist eines klar: Die Nahverkehrsbahnen müssen wieder zuverlässig werden. Wie das gelingen kann, haben die Akteur/innen im Landesprogramm Fokus Bahn NRW in einem gemeinsamen Zielbild für den SPNV erneut beschrieben.


Die Projekte von Fokus Bahn NRW definieren konkrete Handlungsfelder und Aufgaben. Im Projekt „Fokus Fahrgast“ begegnen die Nahverkehrsbahnen mit dem Ausbau der Fahrgastinformation, der unternehmensübergreifenden Disposition in der SPNV Regiezentrale NRW sowie der Organisation von Schienenersatz- und Busnotverkehren den Herausforderungen zunehmender Schäden und zunehmender Bautätigkeit im Netz. Die Partner/innen im Projekt „Attraktive Arbeitgeber“ haben bereits eine Vielzahl unternehmensübergreifender Maßnahmen im Bereich Ausbildung und Qualifizierung erfolgreich realisiert und arbeiten jetzt an einer neuen Fachkräfteoffensive. Eine gemeinsame Employer-Branding-Kampagne der Bahnen in NRW sorgt bereits seit vielen Jahren dafür, dass Umschulungs- und Qualifizierungskurse insbesondere für Triebfahrzeugführende mit geeigneten Bewerber/innen besetzt werden. Zur Gestaltung der Verkehrswende im SPNV hat die Brancheninitiative zusätzlich das Projekt „Fokus Zukunft Wettbewerb“ aufgelegt; die Projektpartner/innen analysieren hier die Marktentwicklungen im SPNV und entwickeln Instrumente für zukunftssichere SPNV-Leistungen.